Fazit zum Wahlkampf und Ausblick 2014

Mit diesem Blogpost möchte ich ganz wertfrei 🙂 den Wahlkampf der PIRATEN Thüringen zusammenfassen und auch gleichzeitig einen, natürlich rein subjektiven, Ausblick auf die kommenden drei Wahlkämpfe geben. Gründe für unsere Abschneiden möchte ich hier noch nicht suchen. Dazu müssen wir erst einmal alles aufarbeiten.

Aber von vorne:
Nach der letzten Vorstandswahl im Landesverband Thüringen stand der neue Vorstand vor dem Problem, dass die LV-interne Organisation der Bundestagswahl noch nicht so weit fortgeschritten war, wie sie hätte sein können.
Außerdem lag so eine Befürchtung im Raum, dass wir nur mit sehr wenigen Piraten den Wahlkampf meistern müssen.
Die Planungsrückstände konnten wir ziemlich fix aufholen und auch die Anzahl der aktiven Mitglieder im Wahlkampf war gefühlt doppelt so hoch, wie erwartet.
In dem Sinne schon mal: Danke an euch da draußen, dass wir so einen guten Wahlkampf hingelegt haben!
Wir haben fast in jedem Landkreis in Thüringen flächenmäßig plakatiert und auch in den jeweils „großen“ Städten Infostände durchgeführt.
Gerade die „Randgebiete“ hatten wir (der aktuelle LaVo 🙂 ) als Sorgenkinder betrachtet. Aber auch da lief es – wenn auch nur jeweils mit ein bis zwei Menschen vor Ort – und das ist echt 1A.

Für die Organisation des Wahlkampfes gab es eine Ausschreibung auf LV-Ebene. Beworben dafür hatte sich niemand. Also mussten wir das innerhalb des LaVos organisieren. Im Rahmen der Aufgabenverteilung hat Wilm die Strategie/Aktionen übernommen und ich die allgemeine Orga. Soweit so gut.
Natürlich bleiben Fehler nicht aus.
Ein mittelmäßiger Fail war das mit den Plakatierungsgenehmigungen. Wir haben im April alle rund 930 Gemeinden ein TH angeschrieben und um Genehmigungen für das Plakatieren und für Infostände gebeten. Von den Gemeinden haben auch einige sehr schnell geantwortet – aber eben nicht alle. Dann Mitte August – mitten im Wahlkampf – sind die Antworten, u.a. mit Auflagen für Plakatierungen in Gemeinden, wo wir längst aufgehangen hatten, eingetrudelt.
Dieser Punkt muss zu den nächsten Wahlkämpfen anders laufen – die Genehmigungen werden wir später anfragen oder da, wo es Kreisverbände gibt, müssen das im besten Fall die KVs übernehmen. Der Rest wird vom LV aus erledigt.
Das Tool, in dem die Genehmigungen eingetragen wurden (das Eintragen ist eine echte Sklavenarbeit – danke an die beiden, die das machen), macht imao was es machen soll. Richtig schick wäre natürlich noch eine Verknüpfung mit der Plakateapp – dass muss aber erstmal jemand coden. Die Plakateapp (also wo die Standorte eingetragen wurden) an sich muss auch verbessert werden. Das liegt aber in der Hand der Entwickler. Die Abstürze nerven und es ist gefühlt zu langsam. Dennoch war es brauchbar.
Von der allgemeinen Organisation her hätte es auch besser laufen können. (Achtung: jammern auf hohen Niveau:) Ich finde es z.B. traurig, wenn auf Anfragen in Richtung der Kandidaten oder der Kreisvorstände immer nur die Gleichen reagieren – aber nie alle.
Und die, die nicht reagieren, stellen dann immer wieder lustige Forderungen oder fühlen sich nicht informiert. Der schwarze Peter liegt dann beim LaVo. Auf Wunsch eines KVs werden die Orgarunden der AG Wahlkampf z.B. im Wechsel Mittwochs – Donnerstags veranstaltet. Die Terminkollissionsbarriere wurde abgebaut – aus dem betroffenen Kreisvorstand ist dennoch kaum jemand da. Das ist aber auch nur ein Beispiel, es gibt noch andere, die ich nicht alle aufzählen will.
In den kommenden Wahlkämpfen können wir uns das nicht mehr erlauben. Also wenn jemand eine Frage stellt – auch eine kleine Orga-Frage – bitte beantwortet die zeitnah. Auch Leermeldungen oder ein „Nein“ tragen zur Klärung von Fragen bei. Dieses Ausbleiben von Feedback kostet extra Kraft und Nerven. Und die meisten Antworten sind in weniger als eine Minute verfasst. (Die letzten Sätze betreffen natürlich nicht alle Kandidaten oder alle Kreisvorstände – wer sich angesprochen fühlt, kann sich den Schuh gerne anziehen).

Finanzen

So ein Wahlkampf benötigt natürlich auch eine Finanzierung. Der Großteil des Wahlkampfes 2013 wurde aus den Rücklagen der letzten Jahre finanziert – und natürlich von Mitgliedsbeiträgen und Spenden aus 2013 sowie der staatlichen Parteienfinanzierung.
Leider ist aktuell die Quote der Beitragszahler auch nicht so hoch, wie wir das gerne hätten. Auf die monatlichen Zahlungserinnerungen folgen zwar immer wieder ein paar Zahlungseingänge, aber von den angepeilten 80% Beitragszahlern sind wir dennoch deutlich entfernt (aktuell bei knapp über 60%). Auch der geplante bzw. erhoffte Spendeneingang auf LV-Seite wurde nicht erreicht.
Mit den Kreisverbänden haben wir vereinbart, dass wir die Mittel aus der Parteienfinanzierung nicht weiter in die Untergliederungen verteilen und stattdessen das Material zentral einkaufen und dann allen zur Verfügung stellen. Das hat imao problemlos geklappt.
Den gleichen Weg werden wir auch 2014 gehen. Das ist imao auch der beste Plan – weil ansonsten die Gliederungen entweder einzeln Flyer usw. für einen höheren Preis kaufen, oder auch wieder das Geld  zusammenlegen und damit mehr Orgaaufwand entsteht.

Hier stellt sich natürlich die Frage, wie die KVs bzw. die Mitglieder Einfluss auf das nehmen können, was bestellt wird, wenn der Landesvorstand auf dem Geld sitzt. Ganz einfach: Die AG Wahlkampf entscheidet, was bestellt wird. Der LaVo stellt nur das Budget zur Verfügung. Und überhaupt: In diesem Wahlkampf gab es auf Landesebene einfach gesagt nur zwei relevante „Gremien“. Die AG Presse/Öffentlichkeitsarbeit und die AG Wahlkampf. Dort wurden die Entscheidungen getroffen – more info

von allen Anwesenden.
Das ist u.a. ein Grund, warum die Landesvorstandssitzungen eben keine drei Stunden mehr dauern – denn der LaVo hat nicht über die Farbe der Aufkleber oder die Motive der Plakate zu entscheiden. Im LaVo sind maximal sieben Piraten stimmberechtigt – in den AGs jeder, falls er teilnimmt.
Für die, die gerne wieder dreistündige Landesvorstandssitzungs-Audioaufzeichnungen für ihre nächste Zugfahrt haben wolllen: Wir können den Kram gerne im LaVo entscheiden – aber sinnvoll ist das nicht. Ich für meinen Teil habe kaum Ahnung von Design usw., deswegen überlasse ich das lieber anderen. Und das bringt mich zu einem weiteren Punkt: Wir alle müssen lernen zu erkennen, ob etwas aus unserer subjektiven Sicht schick ist oder ob es uns als Partei nützt. Nicht beides passt immer zusammen.
Klar, jeder hat persönliche Vorlieben und einer mag bestimmt auf allen Plakaten Katzenbilder haben und der andere auch Filzhunde. Aber nützt uns das persönliche „gefällt mir, muss ich haben-Hundebabysyndrom“? Nein.
Im Wahlkampf müssen die persönlichen Vorlieben und Wünsche auch mal zurückgestellt werden – zu Gunsten des Wahlkampfes. (Ich gehöre ja zu den Maximalforderern, deswegen würden die Sprüche bei mir gaaaanz anders ausfallen – weniger weichgespült. Ich weiß aber, das ich da nicht mehrheitsfähig bin und hab deswegen nicht bei der Diskussionsrunde zu den Plakate dazu ein Fass aufgemacht. Das hätte bestimmt zwei, drei Stunden gekostet – gebracht hätte es nix.)

Zum Thema Finanzen findet ihr hier eine Übersicht der beschlossenen Budgets und was wir davon angeschafft haben. Als Verteilregel galt generell: Jeder Wahlkreis bekommt 1/9 der bestellten Dinge – weil wir neun Wahlkreise hatten.

Zur Zukunft:

Ich nehme an, dass im Oktober 2013 kaum etwas passieren wird, denn wir werden alle fertig vom Wahlkampf sein.
Ab November 2013 können wir aber schon mit der Planung des Landtagswahlkampfes und der Kommunalwahlkämpfe beginnen. Und das sollten wir auch, denn zwischendrin, vermutlich zeitgleich mit den Kommunalwahlen, findet auch die EU-Wahl statt.

Es startet also in zwei bis drei Monaten die Operation Grüne raus – Piraten rein.

Für die EU-Wahl werden wir kaum eigenes Budget haben. Das muss „der Bund 🙂 “ bezahlen. Mit den bisher gemachten Erfahrungen bzgl. der Finanzierung werden wir für die Landtagswahl ca. 35.000 Euro brauchen, denn wir werden nicht unbedingt große Stückzahlen an Hohlkammerplakaten – wie jetzt bundesweit – bestellen können und bezahlen daher einen höheren Stückpreis. Insgesamt denke ich, dass wir wohl 10.000 Plakate aufhängen könnten – inkl. der Restbestände aus der aktuellen Bundestagswahl.
Meine Vorstellung wäre: Die Hohlkammerplakate von der BTW können wir zur EU-Wahl teilweise wiederverwenden. Die Hartfaserplatten können zur Kommunalwahl und zur Landtagswahl als Träger für die Direktkandidatenplakate dienen (da werden wir nicht so viele Plakate bestellen, dass sich Hohlkammer lohnt). Für die LTW werden wir so 5 Motive mit je 1000 Hohlkammerplakten drucken lassen können – weil wir kaum mehr Geld haben werden. Im besten Fall können wir die Plakate von April (EU/Kommunalwahl) bis August (LTW, vermutlich) hängen lassen.
Weiterhin wird der dann aktive Landesvorstand den Piraten vor Ort bzgl. der Kommunalwahl finanziell helfen müssen – vor allem in den Regionen ohne eigenen Kreisverband – denn die Kommunalwahlen laufen über Gesichter und Personen, was wiederrum heißt, dass wir lokal angepasste Werbemittel (Flyer, Plakate) brauchen und daher wiederum wenig von großen Bestellungen profitieren und das einzelne Produkt damit teurer wird.

Hier noch ein paar persönliche Erfahrungen, die ich gerne in den kommenden Wahlkämpfen umgesetzt sehen würde:

1. Organisation: Flyertexte usw. können viel früher fertig sein, um in der heißen Phase die Leute nicht an ein Pad mit Texten oder an Photoshop zu binden. Mit dem aktuellen Zeitplan des LaVo halte ich das für möglich, da die Parteitage für die Landtagswahlprogrammerstellung so gelegt sind, dass wir genug Vorlauf haben. (Der ab Nov. neue LaVo kann das natürlich dann anders entscheiden.)

Plakat_Mindeslohn2_thumb2. Plakate: Unsere Plakate sind nicht lesbar. Auch mit Textkenntnis kann ich den Text beim Vorbeifahren nicht lesen. Mein Traum wäre: Orangener Hintergrund wie jetzt – Logo unten aber über die volle A1-Breite und ausschließlich die großen Textboxen noch größer, so maximal 4-5. Keine Hunde, keine Katzen, keine Gesichter (und wenn Gesichter, dann nur und extra Direktkandidatenplakate). Also so, wie ihr das hier sehen könnt. (Oder so. Das ist nur ein Entwurf)

3. Kommunikation: Ich würde mich freuen, wenn die Kandidaten und Kreisvorstände auf Anfragen zeitnah antworten. Gleiches gilt auch andersrum: Wenn ihr eine Frage habt oder euch einen anderen Modus wünscht – sagt es uns.

4. Plakatgenehmigungen: Da machen wir gerade die oben beschriebene Erfahrung, die uns lehrt: Später anfragen – und ggf. auch nicht für alle zentral.

5. Materialfluss: Der kann so bleiben. Wir haben die Materialien gut verteilt bekommen.

6. Bitte steckt persönliche Präferenzen zurück und bitte²: Schon fünfmal diskutierte Dinge müssen nicht noch ein sechstes Mal diskutiert werden.

Schön wäre es, wenn wir nach der BTW ein Plenum halten könnten, auf dem sich alle Wahlkämpfer treffen und da eine Auswertung machen. Generell sehe ich uns aber auf einem guten Weg.

Danke noch mal an alle, die uns bisher dabei geholfen haben! Der Wahlkampf war Großartig. Das Ergebnis leider nicht.