Weihnachten auf dem Atlantik – Tag 74-75 – 5. und 6. Tag auf See

 Herman Melville: “Give me this glorious ocean life, this salt-sea life, this briny, foamy life, when the sea neighs and snorts, and you breathe the very breath that the great whales respire!  Let me roll around the globe, let me rock upon the sea; let me race and pant out my life, with an eternal breeze astern, and an endless sea before.” 

Bericht von der Brücke:
Position am 24.12. (gegen 08:00 Uhr): 52“33,2’ S, 49“ 56,5’ W
Zurückgelegte Distanz seit Start: 831 Meilen
Geschwindigkeit: 11,3 Knoten
Windgeschwindigkeit und Richtung: 25 Knoten Südwest
Außentemperatur: 7 Grad C

Weihnachten startete für uns mit einem allgemeinen Wecken um 07:45 Uhr, warum auch immer 😉 Der Tag war ein reiner Fahrt-Tag in Richtung Süd-Ost. Den Vortrag am Vormittag zu den Vögeln des Südmeeres haben wir geschwänzt, weil wir dazu schon einiges gehört hatten. Der Seegang war auch weiterhin deutlich zu spüren und vor dem Mittagessen wurde es Judith auch ein wenig flau im Bauch. Wir sind also zur Ärztin gegangen und sie hat Judith ein paar Pillen gegen die Seekrankheit gegeben. Von den Gummistiefeln haben wir beide auch Abschürfungen an den Waden bekommen und die haben wir ihr auch gleich gezeigt. Nach 2-3 Minuten kam sie dann mit Pflastern zurück – Mullbinden waren schon ausgegangen – am 5. Tag 😉 Zum zweiten Vortrag am Vormittag waren wir dann akademisch pünktlich. Es ging um die Entstehung und die Unterschiede der Gletscher in Süd-Georgien und der Antarktis.

Zum Mittagessen gab es Ente, zwar ohne Klöse, Soße und Rotkohl aber besser als nix so weit weg von der Heimat 🙂

Nachdem Mittag haben wir auch mit unseren Familien telefoniert. Ein Guthaben von 60 Minuten (oder weniger, je nach dem wie viel die Verbindung kostet – was man vorher nicht weiß) hatte 20 US-Dollar gekostet. Die Satellitenverbindung war leider nicht ganz so gut, aber das ging schon irgendwie. Die Karte mit der Pin für das Telefon war nur schwer lesbar. Ich weiß nicht mehr, warum es bei mir gleich beim ersten Anlauf geklappt hatte (vermutlich hatte ich mich verdrückt) aber als Judith dann telefonieren wollte, kam auch beim gefühlten zehnten Anlauf eine Fehlermeldung, dass die PIN ungültig ist. Ein kurzer Besuch an der Rezeption hat aber zum Glück Abhilfe geschaffen.

Um 14:00 Uhr gab es dann eine Pflichtveranstaltung zur Sicherheit auf Südgeorgien in Form eines ca. 60 Minuten langen Videos – gefühlt war der halbe Raum kurz vorm Einschlafen: die Anti-Seekrankheits-Pillen machen auch müde.

Im Anschluss ging es an die Biosecurity-Reinigung. Das hieß: wir mussten mit allen Sachen, die wir auf Südgeorgien mitnehmen wollten, zu einer Staubsaugerstation kommen. Dazu zählten: die Gummistiefel, Hose, Jacke, Mütze, Handschuhe und Rucksack. Wir hatten irgendwie eine gründliche Reinigung erwartet, also mindestens das die Rucksäcke, die wir schon seit über zwei Monaten quasi täglich im Einsatz haben, ausgesaugt werden. Aber alles wurde nur kurz angeschaut und mit „fine“ kommentiert. Alles bis auf Judith ihre ausgeliehenen Handschuhe. Ziemlich komisch. Gerade nach dem Video hätten wir vermutlich gründlicher gesaugt, als die Crew es gemacht hatte.

Eine Zusammenfassung des Tages gab es diesmal nicht, war ja auch nicht so viel los und der nächste Tag war auch ein reiner Seefahr-Tag.  Um 19:00 Uhr gab es dann Abendessen und im Unterschied zu den Abenden davor wurde das „Dessert“ ein Deck oberhalb im „Club“ serviert. Serviert ist da auch das falsche Wort: der ganze Gang dahin stand voll mit Eis, Kuchen und Torten, Obst, Irish Coffee und naja, was es eben so an Süßkram gab. Im Club selbst wurde dann durch einige jüdische Mitreisende der erste Abend von Hanukkah begangen und in einer kleinen Zeremonie das erste Licht der Menorah angezündet. Bevor es dann zu den christlichen Weihnachtsliedern kam, haben wir uns aber verdrückt 😉

25.12.2016:

Hamilton Wright Mabie: “Blessed is the season which engages the whole world in a conspiracy of love”

Position am 25.12. (gegen 08:00 Uhr): 53“ 28,9’ S, 42“ 38,5’ W
Zurückgelegte Distanz seit Start: 1101 Meilen
Geschwindigkeit: 11,5 Knoten
Windgeschwindigkeit und Richtung: 20,25 Nord
Außentemperatur: 2 Grad C

In der Nacht vom Samstag auf den Sonntag (25.12.2016) war eine Zeitumstellung (von deutscher Zeit -4h auf deutsche Zeit -3h) und zum ersten mal seit Beginn der Expeditionsfahrt konnten wir etwas länger liegen bleiben, da der Weckruf erst um 9:30 durch das Schiff hallte. Mit eigentlich immer noch vollen Bäuchen sind wir zum Weihnachtsbruch gegangen. Weihnachten ist nicht nur in Deutschland das Fest der Völlerei 🙂 Ab 11 Uhr haben wir uns dann in die Lounge gesetzt und noch ein wenig Fotos bearbeitet und Texte geschrieben. Außerdem auch ein paar Postkarten, die wir in Süd-Georgien abgeben wollten (es gibt in Süd-Georgien drei offizielle, von der britischen Regierung eingesetzte, Offiziere und einer von denen betreibt nebenbei die Post – obwohl die Insel nicht dauerhaft bewohnt ist). Eigentlich wollten wir am Nachmittag auch zu einer Präsentation zur Geologie der Falklandinseln und von Südgeorgien, aber die wurde verschoben – warum haben wir nicht verstanden 😉 Dafür gab es dann aber Häppchen, mit Lachs und Salami! Also so richtig essbarer Salami. Mit Geschmack. Mit Pfeffer. Und auf einer Art Vollkornbrötchen. Und wenn wir auf der Reise bzw. an diesem Tag etwas gelernt haben: an Weihnachten hat alles Null Kalorien 🙂

Beim Abendessen gab es dann noch eine Art Geschenk – ein Brauch aus der USA und wohl zum Teil auch aus UK. In einem Pappröllchen ist eine Überraschung und ein Art Weisheit wie in einem Glückskeks. Eigentlich soll man das Pappröllchen auch fest auseinander ziehen und dabei zündet auch eine kleine Zündschnur – haben wir aber bei 2 Versuchen nicht hinbekommen.

In Judith ihrem Röllchen war eine kleine Schuhbürste (wäre super für die Hunde in Ushuaia gewesen) und für mich 4 hölznere Golfabschlagshalter (wie auch immer das genannt wird) – braucht man bestimmt mitten im Südpolarmeer 🙂

Stanley auf der östlichen Falklandinsel, Tag 73 – 4. Tag auf See

Margaret Thatcher, May 14, 1982, commenting on the Falkland Islands war: „When you’ve spent half your political life dealing with humdrum issues like the environment, it’s exciting to have a real crisis on your hands.“ 

Bericht von der Brücke:
Position (gegen 08:00 Uhr): 51“44,5’ S, 57“ 3’W
Zurückgelegte Distanz seit Start: 536 Meilen
Geschwindigkeit: 10,2 Knoten
Windgeschwindigkeit und Richtung: 15 Knoten Süd
Außentemperatur: 9 Grad C

Während der Nacht ist das Schiff vom Westen der Falkland-Insel in den Osten nach Stanley gefahren. Um 6:45 Uhr hat der „Wecker“ geklingelt, das gesamte Schiff wurde mittels Durchsage geweckt. Ab 08:00 Uhr sollte es dann möglich sein, dass Schiff am Hafen über die Gangway zu verlassen – die erste und letzte „Trockenlandung“ der Reise. Wir hatten uns am Vorabend noch kurzfristig für die „Wildlife- und Naturtour“ eingeschrieben. Beim ersten Versuch dort mitzumachen, waren die beiden angebotenen Gruppen schon voll aber die Crew hatte dann noch kurzfristig eine dritte Gruppe organisiert, an die wir uns dann anschließen konnten. Für uns ging es erst gegen 09:00 Uhr los. Zwischenzeitlich kam noch die Durchsage, dass es sinnvoll wäre, mit Gummistiefeln auf die Tour zu gehen. Judith war dem Ratschlag gefolgt, ich bin mir normalen Wanderschuhen los. Nach der Erfahrung auf Chiloe habe ich mir gedacht: was kann schon passieren. Wir sind also vom Schiff mit einem kleinen Bus abgeholt wurden. Gleich im Bus dabei waren unseren beiden Führer, Einwohner aus Stanley – beide aber ursprünglich aus UK. Nach rund 10 Minuten hatten wir auch den Startpunkt der Tour erreicht. Wir sind davon ausgegangen, dass es eine längere Tour, bergauf- und bergab wird – weil diese auch so beworben wurde. In den kommenden 3 Stunden ging es aber seicht an der Küstenlinie entlang und alle 50-100 Meter ist der Guide angehalten um etwas zur Pflanzenwelt an der Bucht zu erzählen. Manche der Sträucher konnten wir auch probieren. Ab und zu gab es auch Vögel zu sehen, z.b. die flightless Steamer Duck – eine Ente die nicht fliegen kann. Am Ende der Tour, bei Gypsy Cove gab es dann an einem Strand in einiger Entfernung auch noch mal Pinguine zu sehen. An den Strand selbst konnten wir aber nicht, da die Argentinier während des Falklandkrieges diesen vermient hatten und die Regierung ist sich nicht sicher, ob alle Minen geräumt sind.
Am Endpunkt mussten wir dann auch noch über 30 Minuten auf den Shuttlebus in die Stadt warten. Für uns war der Ausflug eine kleine Enttäuschung. Wir hatten uns unter einer Wanderung mit dem Titel Wildlife-Tour eben mehr als ein Lehrstunde in Sachen falkländischer Flora vorgestellt. Der Weg war ganz nett, aber wäre auch in einer Stunde machbar gewesen. In Stanley hatten wir dann noch knappe 60 Minuten bis zum letzten Bus zurück zum Schiff. Diese haben wir genutzt, um in der Post ein paar Postkarten abzugeben und im Supermarkt Süßigkeiten, die es auf dem Schiff nicht gibt, zu kaufen. Da die Post ein Stückchen der Küstenstraße entlang lag, haben wir so auch etwas von der „Stadt“, immerhin 2500 Einwohner, gesehen. Auch an der Kirche mit dem Wahrzeichen aus Blauwal-Knochen waren wir.

Gegen 14:00 Uhr ist das Schiff dann in Richtung Süd-Georgien aufgebrochen. Vor uns lagen mehr zwei Tage durchgängig auf See. Den „freien“ Nachmittag und Abend haben wir zum Ausruhen und Texte schreiben in unserer Kabine oder in der Lounge verbracht. Zum Abendessen hatten wir auch eines der angenehmeren Tischgespräche, mit Angela und Christina aus der Schweiz. Die beiden sind auch  auf einer längeren Tour sind. Das war auch ein angenehmes Gespräch, weil gerade bei der Vielzahl an Amis auf den Schiff war die erste, zweite oder dritte Frage immer „What is you occupacion“ – wir sind auf einer Reise, was interessiert dann der Beruf. Offenbar bekommen die meisten Amis eine Lehrstunde im Ford-Modell…… laaaangweilig 😉

Die See zwischen den Falklandinseln und Süd-Georgien war gefühlt auch deutlich rauer als vorher. Wir mussten uns schon oft festhalten um nicht irgendwo dagegen zu fallen. Auch beim Abendessen hat man die Auswirkungen gesehen. Die Speisesaal war deutlich leerer als die Tage zuvor.

West Point Island und Saunders Island, Tag 72 – 3. Tag auf See

Robert Cushman: „I now belong to a higher cult of mortals, for I have seen the albatross.“ 

Position (gegen 08:00 Uhr): 51“ 20’ S, 60“ 40,2’ W
Zurückgelegte Distanz seit Start: 388 Meilen
Geschwindigkeit: 10 Knoten
Windgeschwindigkeit und Richtung: 10,15 Knoten Nordwest
Außentemperatur: 12 Grad C

An diesem Tag ertönte schon um 7 Uhr der Weckruf. Wir hatten über Nacht die Falkland-Inseln erreicht. Nach dem Frühstück ging es um 08:30 Uhr zu unserem ersten Landgang – West Point Island im Nordwesten der Inselgruppe. Auf dem Zodiac gab es noch kurz eine Erneuerung der Security-Unterweisung und dann ging es auch schon an Land. Für die Passagiere mit Mobilitätsproblemen warteten an Land zwei Landrover als Shuttle zu unserem Ziel: Devils Nose. Wir sind die 2km über die Insel von der Ost- zur Westseite gelaufen.
„Devils Nose“, eine Klippe, ist ein Brutplatz von Schwarzbrauenalbatrosen und Felsenpinguinen. Die Tiere nisten in verschiedenen Gruppen quer durcheinander. So geben die Albatrosse den deutlich kleineren Pinguinen Schutz und auch anders herum. Mögliche Angreifer haben da kaum eine Chance. Das war einfach toll, das Spektakel mit ansehen zu dürfen. Sowohl die Pinguine als auch die Albatrossen haben den nur 1-2 Wochen alten Nachwuchs in den Nestern gehabt.
Um 12 Uhr sollten wir wieder zurück an der Landestelle sein. Auf dem Rückweg sind wir noch an einem Hügel vorbeigekommen, wo wir noch hochgehen wollten – waren uns aber nicht sicher, ob das ein guter Plan ist. Wir haben also einen der Landrover-Fahrer angehalten und der hat gesagt, dass es kein Problem ist. Achso, die Falklandinseln gehören zu UK – der Fahrer saß also auf der falschen Seite  – eine Straße gab es nicht 😉

Einfach mal genießen
Einfach mal genießen

Oben auf dem Hügel hatten man noch eine schöne Sicht auf das ankernde Schiff in der Bucht. Aus einem zweiten Landrover wurde uns dann aber 10 Minuten später signalisiert, wir sollen wieder runterkommen. In der Nähe der Landestelle gab es im Haus der Inselbewohner – 2 an der Zahl – noch Kekse und Tee aus feinsten englischen Porzellan, ziemlich komisch so etwas auf einer Insel am Ende der Welt zu sehen.

Während des Mittagessens an Bord ist dieses weiter nach Saunders Island, der zweitgrößten Insel neben den Hauptinsel, gefahren. Dort ging es dann wieder mit den Zodiacs an Land. Direkt am Landpunkt war auch gerade eine Gruppe Magellanpinguine. Wir haben uns dort aber nur kurz aufgehalten und sind auf die andere Seite der Insel zu einem Strand gelaufen. Auf dem Weg dahin ging es an unzähligen Pinguinen, eine Schaf und einem Wal-Skelett vorbei. Am Strand selbst sind hunderte Puinguine, zum größten Teil Magellan– und Eselspinguin, die sich erst einmal säubern, nach dem sie aus dem Wasser gekommen sind. Auch ein Königspinguin stand einsam und fast regungslos am Strand, scheinbar so, als würde er über die anderen, deutlich kleineren, Artgenossen wachen.

Ich hatte mich auch mal für einige Minuten in den Strand gelegt, denn wir dürfen nur 5 Meter an die Tiere heran, aber wenn diese auf uns zu kommen, ist es ok. Und um so kleiner man wirkt, um so weniger bedrohlich ist man für die Tiere. Ob ich mit meiner Statur in einer knallgelben Jacke und einer roten Hose auf dem Strand liegend umbedrohlich wirke… nunja, an diesem Tag kam noch kein Pinguin näher an mich heran 😉

Gegen 18 Uhr waren wir wieder zurück an Bord. Nach der täglichen Zusammenfassung und dem Abendessen habe ich mich mit den Bildern des Tages beschäftigt. An diesem Tag sind 1400 Fotos entstanden, echt schwer zu sortieren. Pinguine sind einfach fotogen 🙂 Über die Nacht hinweg ging es einmal um die Falklandinseln herum Richtung Stanley, der Hauptstadt.

Von Ushuaia zu den Falkland-Inseln, Tag 71 – 2. Tag auf See

In der Lobby der Ocean Diamond hing eine Karte, auf welcher die zurückgelegte Route dokumentiert wurde. Außerdem gab es dort einen täglichen Bericht von der Brücke, der jeweils ca. 08:00 Uhr erstellt wurde. Für den ersten Tag auf See hieß es:

Position (gegen 08:00 Uhr): 53 „ 21,8’ S, 63“ 17,1’ W
Zurückgelegte Distanz seit Start: 231 Meilen
Geschwindigkeit: 12 Knoten
Windgeschwindigkeit und Richtung:15 Knoten West
Außentemperatur: 8 Grad C

Den ersten richtigen Tag auf See verbrachten wir auch vollständig auf eben dieser in Richtung der Falkland Inseln. Obwohl keine Landgänge anstanden, war der Tag gut gefüllt.

Um 07:45 Uhr gab es einen allgemeinen Weckruf über das Bordsprechsystem. Das war fast jeden Tag der Fall, nur zu unterschiedlichen Zeiten. Zu dieser Gelegenheit wurde unsere aktuelle Position sowie die Zeit, ab der es Frühstück gibt, durchgegeben. Ab 08:00 Uhr war dann das Frühstücksbuffet geöffnet. Für uns gab es frisches Obst und dunkle !!!!! Brötchen.  Gebratenen Speck, Blackpudding und die anderen englischen Frühstücks-Absurditäten brauchten wir nicht 🙂

Ab 9 Uhr gab es dann einen super Vortrag zu der Tierwelt, bzw. besser der Vogelwelt auf den Falkland-Inseln und Südgeorgien. Auf den Insel gibt es vier verschiedene Arten von Pinguinen, zwei Arten von Albatrossen und noch scheinbar unzählig viele andere Vögel.

Bevor wir zu einem zweiten Vortrag „Capturing the Experience“ gegangen sind, haben wir noch unsere Gummistiefel für die Tour abgeholt – diese sind für die Schlauchboot-Landungen absolute Pflicht, genauso wie die gelben Parkas und eine wasserdichte Hose.

Der Fotografie-Vortrag war ganz nett aber hat sich eher an Anfänger gerichtet und selbst für die, war die eine Stunde zu kurz. Es ging zu einen Hälfte um die Technik, also wie Lichtempfindlichkeit, Blende und Belichtungszeit zusammenspielen und die zweite Hälfte um Bildgestaltung. Wir hatten aber den Eindruck, dass ein relevanter Teil der Passagiere sich extra für die Reise eine Kamera mit Telezoom bis 600mm Brennweite gekauft hatten, aber vorher damit nicht fotografiert hatten. Lustig anzusehen war es dann aber schon, wie manche mit mit extrem wackelnden Teleobjektiv auf dem zusätzlich schaukelnden Schiff versucht haben, die Vögel um unser Schiff herum zu fotografieren 🙂 (klingt gerade gemein, ich weiß). Zum Glück ist dabei keiner über Bord gegangen.

Nach dem Mittagessen ging es dann mit einem Pflichtvortrag weiter: „Landing Guidelines & Zodiac Safety Briefing“. Uns wurde erklärt, wie man in die Schlauchboote (Zodiacs) ein- und aussteigt und wie man sich auf Land zu verhalten hat. Um dazu nur einige Punkte zu nennen:

– Nichts mitnehmen, außer Fotos (also keine Steine usw.)
– Nichts hinterlassen, außer Fußabdrücke (Müll mitnehmen usw.
– mind. 5 Meter Abstand zu den Tieren halten, außen diese kommen auf einen zu
– den Tieren, vor allem den Pinguinen, „Vorfahrt“ gewähren, wenn diese auf dem Weg vom Wasser zu den Nestern sind
– für die Falklandinseln: auf den markierten Wegen bleiben, da Teile der Inseln immer noch vermient sind

Nach dem Vortrag mussten wir uns dann noch in eine der vier Landungsgruppen eintragen. Wir haben einfach Gruppe eins genommen – die Reihenfolge wird bei jedem Landgang sowieso getauscht.

Am Nachmittag gab es dann noch einen Vortrag zur Geschichte der Falklandinseln, von der Entdeckung, über die Verwendung als Station für Walfänger und als Ausgangspunkt zur Erforschung der Antarktis, bis zum Krieg 1982 zwischen Argentinien und UK bis zur heutigen Zeit.

Vor dem Abendessen fand dann noch das tägliche Expedition Recap & Briefing statt – eine kurze Zusammenfassung des Tages und einen Ausblick auf den kommenden Tag. Direkt im Anschuss wurde uns im Rahmen des Captain’s Welcome Cocktail auch noch die eigentliche Crew des Schiffes vorgestellt. Um das kurz zusammenzufassen: Gefahren und gewartet wird das Schiff von Russen (was gibt es besseres, die bekommen alles wieder ganz), der Chefkoch ist aus Österreich, das Restaurantpersonal ist zum größten Teil auch russisch, der Zimmerservice wird von Philiponos?? dominiert und wir schon geschrieben, die Expeditionscrew sind Australier und Kanadier.

Der 21.12. war auch der längste Tag des Jahres, jedenfalls auf der Südhalbkugel, und so war nach dem Abendessen noch genug Zeit für den zweiten Sonnenuntergang auf See – das Wetter hat auch mitgespielt. Nur jetzt auf offener See – war der Seegang doch deutlicher spürbar. Auch in der Kabine hat es ganz schön geknarzt und geschaukelt. Wir haben es aber trotzdem gut verkraftet.

Auf den Aushängen mit dem Tagesprogramm stand auch jeden Tag ein Zitat das einen Zusammenhang mit der See oder der Region, in der das Schiff sich gerade befand, hatte:

Oliver Wendell Holmes: “I find the greatest thing in this world is not so much where we stand as is which direction we are moving. To reach the port of heaven, we must sail sometimes with the wind and sometimes against it, but we must sail, and not drift, nor lie at anchor.”

 

Aufbruch in die Antarktis – Tag 70 – Tag 1 auf See

Am ersten Tag auf See, Dienstag 20.12.2016, sind wir mit einem Shuttlebus gegen 16:00 Uhr zum Schiff, der Ocean Diamond, gefahren worden. Beim Check-In an Bord haben wir dann die Kabine 604 bekommen – Judith ihr Geburtsdatum – das ist wohl der endgültige Beweis dafür, dass es ihr in die Wiege gelegt wurde, einmal zur Antarktis zu fahren 🙂

Wir mussten 3 Decks nach oben und auf jedem Deck sind wir gefragt wurden, wo wir denn hinmüssen und auf Deck 6 sind wir dann bis zur Kabine gebracht wurden – verlaufen ist aber auf dem Schiff eh nicht. Es gibt ein Haupttreppenhaus und je Deck einen Flur, da alles Außenkabinen sind. Unsere Kabine war nach über zwei Monaten in Hostels der pure Luxus. Richtige Betten mit richtige Bettwäsche und Bettlaken, Teppichboden, zwei Sessel/Stühle, ein eigenes Bad und aus der Dusche kommt 24 Stunden lang warmes Wasser in einer gleichbleibenden Temperatur. Wir haben auch unsere Klamotten ausgepackt und zum Teil auf Kleiderbügel gehangen – auch das gab es schon länger nicht mehr 🙂

Gegen 17:00 Uhr, das Schiff war noch im Hafen in Ushuaia, gab es dann in der Mainlounge auf Deck 5 eine Willkommensveranstaltung, auf der uns die Expeditionscrew vorgestellt wurde. Die Crew bestand aus ca. 20 Menschen, zum größten Teil aus Kanada, USA und Australien kommen.
Direkt im Anschluss gab es auch die Securityeinweisung und kurz darauf wurde dann der Anker gelichtet und es ging durch den Beagle-Kanal in Richtung Osten – zum Atlantik. Noch im Beagle Kanal fand dann auch die angekündigte Sicherheitsübung statt. Die Schiffssirene dröhnte sieben mal kurz und einmal lang. Wir wussten noch, was zu tun ist: zurück aufs Zimmer gehen, Rettungsweste holen und ein Deck tiefer zur Main Lounge zu gehen. Dort dann die Rettungsweste anziehen und warten. Die Stimmung war irgendwie gedrückt. Nach dem alle fast 200 Passagiere die Westen anhatten, war erst einmal Ruhe und der Expeditionsführer, Shane, hat auch durch seine Stimme dafür gesorgt, dass die Übung nicht zur Spaßveranstaltung verkam. Fanden wir gut so. Das Schiff verfügt über zwei Rettungsboote und die Passagiere sind fest auf die Boote eingeteilt. Damit kein Chaos entsteht, werden im Ernstfall die Passagiere im Gänsemarsch zu den Booten geführt – sicherlich clever. Das haben wir dann auch geübt und selbst dabei hat eine eigenartige Stille geherrscht. Ob im Ernstfall die ca. 80 Chinesen an Bord die Anweisungen verstehen, wird sich hoffentlich nicht zeigen (viele Durchsagen gibt es sowohl auf Englisch als auch auf Mandarin).

Nach der Übung konnten wir dann noch die Expeditions-Parkas, die wir auch behalten dürfen, anprobieren und abholen.

Um 20:00 Uhr gab es dann endlich Abendessen – wir hatten an dem Tag nichts zum Mittag gegessen und hatten dementsprechend Hunger. Das Abendessen an Bord ist ein serviertes Menü (Frühstück und Mittag gibt es als Buffet), welches man sich selbst zusammenstellen kann. Die Wahl bestand meist aus 2 verschiedenen Vorspeisen, 2 Suppen, 3 Hauptgängen (einer davon vegetarisch) und 3 Nachspeisen sowie noch einer Auswahl an Käse. Zum Abendessen gab es Weiß- und Rotwein soviel wie man mag (Wasser, Tee und Kaffee stehen rund um die Uhr zur Verfügung). Soviel Luxus sind wir nicht mehr gewohnt 🙂 Das Essen war auch richtig lecker, also so richtig richtig. Vollgestopft sind wir dann noch auf Deck gegangen um den ersten Sonnenuntergang auf See zu genießen. Auf dem Rückweg zu unserer Kabine ging es dann noch zur gut ausgestatteten Bordbibliothek, um uns zwei deutschsprachige Bücher auszuleihen. Der Anfang der ersten Nacht war auch noch im Beagle-Kanal, also war auch kaum Seegang spürbar. Aber das sollte sich ändern 🙂