Antarktische Halbinsel – D’Hainaut Island & Cierva Cove – Tag 84 – 15. Tag auf See

V.E. Fuchs ‘Of Ice and Men’: “The wonderfully clear days, the sight of a new rock beyond the snow rise, the tremendous feeling of freedom among the mountains and glaciers, the close comradeship which develops in isolated groups from shared experience and the growth of mutual confidence: these are the lasting memories.” 

Bericht von der Brücke:
Position (gegen 08:00 Uhr): 63“ 54,3’ S; 60“46,8’W
Zurückgelegte Distanz seit Start: 2549 Meilen
Geschwindigkeit: 10,5 Knoten
Windgeschwindigkeit und Richtung: 10 Knoten Nordost
Außentemperatur: 4 Grad C

Wie die letzten Tage gab es wieder um 7 Uhr den Weckruf, wir hatten D’Hainaut Island an der südlichen Küste von Trinity Island erreicht. Um 9 Uhr ging es wieder auf das Wasser – ohne Judith ihre Kamera, die immer noch kein Mucks von sich gegeben hat. Wir sind erst wieder eine Stunde mit dem Zodiac gefahren. Die Fahrt war nicht so dolle, der junge Patterson war bei der Jagd nach Walen eher zurückhaltend und hat dafür ganz schön oft dünnes erzählt 🙂

Nach einer Stunde ging es dann für uns an Land. Die Insel wurde früher von Walfänger benutzt, man sieht daher am Strand einige Walknochen, die Reste eines alten kleinen Bootes und eine argentinische Schutzhütte.

Die Mittagszeit wurde wieder für die Weiterfahrt genutzt, diesmal nach Cierva Cove, an der Südseite von Cape Herschel in der Hughes Bay. Wir hatten uns extra rechtzeitig fertig gemacht und dadurch wieder Woody erwischt – und es hatte sich erneut gelohnt. Cierva Cove ist eine Bucht an einen Gletscher, der bis zu 2000 Meter hoch über den Meeresspiegel geht (haben wir wegen ein paar Wolken nicht gesehen).

Die Sonne hat während der zwei Stunden auf dem Wasser für ein schönes Glitzern im Eis gesorgt und wir sind auch einmal mitten in Packeis reingefahren und haben dort auf einer Eisscholle einen Seeleoparden gesehen – leider ohne sein Essen im Mund (Pinguine ;-). Um 17 Uhr waren wir dann wieder auf dem Schiff.

Direkt im Anschluss startete der Polar Plunge, heißt: in das Wasser der Antarktis springen. Judith hat sich kurzfristig dafür entschieden und ist in das eiskalte Wasser vom Schiff aus gesprungen. Respekt 🙂 Als Judith nach einer Dusche wieder warm war, sind wir zur zweiten Grillparty auf dem offenen Deck gegangen – diesmal im Sonnenschein. War auch wieder richtig großartig. Zum Abschluss des Abends hat Scotty, eines der Crewmitglieder den wir am meisten gemocht haben, im Club ein kleines Gitarrenkonzert gegeben. Es gab auch CDs von seiner Band -„More Please!“, mehr bitte 🙂 – zu kaufen. Die CD heißt „The Bounty„. Wir haben eine der restlichen 10 Stück gekauft, obwohl wir in den nächsten Monaten wohl kein CD Player haben werden, unsere Notebooks haben auch keine 🙂

(2 Tage später haben wir ihn noch nach mp3’s gefragt und bekommen)

Antarktische Halbinsel – Kinnes Cove & Brown Bluff – Tag 83 – 14. Tag auf See

Fridtjof Nansen: “Most people might be oppressed by such surroundings, with its silence and inhuman expanses… But he who seeks peace and quiet in Nature, undisturbed by human activity…will find here what he seeks… even although, beset in the ice, one is a plaything of the forces of Nature.” 

Bericht von der Brücke:

Position (gegen 08:00 Uhr): 63“ 18,6’ S, 56“ 29,5’ W
Zurückgelegte Distanz seit Start: 2393
Geschwindigkeit: 10,5 Knoten
Windgeschwindigkeit und Richtung: 10-15 Knoten Nord
Außentemperatur: 3 Grad C

Der Weckruf am Montag Morgen kam um 07:00 Uhr, es war einer der besten, nach dem Motto: steht auf und geht ans Deck, das Wetter ist großartig und um uns herum sind Tafeleisberge. Jupp. Es war großartig. Gegen 8 Uhr haben wir dann Kinnes Cove am südwestlichen Ende von Joinville Island im Antarctic Sound erreicht.Die Sonne schien und das Eis im Wasser glitzerte in allen Weiß- und Blautönen. Um 10 nach 9 ging es auf die Zodiacs und wir waren auf dem ersten das startete, wieder mal mit Woody. Direkt am Anfang sind wir zu einer großen Eisschollen gekommen, auf der ein einsamer Adelie-Pinguin stand und so nah an uns heran gekommen ist, dass wir den Eindruck hatten, er wollte auf unser Boot springen. Auf der nächsten Eisscholle waren dann 2 von den kleinen zu sehen und kurze Zeit später standen wir vor der Kolonie an einem Hang. Den Nistplatz teilten sich die Adelie-Pinguine mit ein paar Esel-Pinguinen. Beim Schwimmen springen die ersten immer mal wieder aus dem Wasser, was einfach putzig mit anzusehen ist. Wir sind mit dem Zodiac zwischen kleineren und größeren Eisschollen gefahren und haben immer mal wieder Stops gemacht. Auf dem Rückweg des 90 minütigen Ausfluges kamen wir noch an einer Eisscholle vorbei, auf der nicht nur die Pinguine waren, sondern auch eine Weddell-Robbe. Bis zu diesem Zeitpunkt der Reise war es die beste Zodiacfahrt überhaupt.

Antarktis-Panorama
Antarktis-Panorama

Nach dem Mittagessen, so gegen 14 Uhr, haben wir dann Brown Bluff erreicht. Brown Bluff liegt auf der östlichen Seite der Tabarin Halbinsel, auch am Antarctic Sound, und ist Teil des Kontinents. Wir hatten es also geschafft, die Antarktis war erreicht. Für uns hieß es aber zunächst, mit den Zodiacs an der Küste umherfahren – wieder mit Woody. Das Wetter war zwar gut aber ein wenig rau. Deswegen gab es auch mehr Wellen und obwohl wir richtig nass geworden sind, vor allem im Gesicht und an den Händen, hat es mega Spaß gemacht.

Fanden ein paar anderer Mitfahrer nicht so, aber wir hatten Freude und Woody auch. Er stand die 90 Minuten mitten im Wind – ohne Handschuhe und die Jacke oben ein wenigen offen – ich war schon froh über alle Schichten am Körper und wären Handschuhe praktisch gewesen, ich hätte sie angezogen 🙂

Wir hatten auch zwei Plastik-Becher aus der Bar mitgenommen, um dann von der ersten Eisscholle, die nah genug kam, Eis abzubrechen. Dieses schmolz dann sehr langsam in den Bechern, auch anhauchen hat nicht viel geholfen. Aber wir konnten dann irgendwann mit Antarktischen Gletscherwasser anstoßen. Ein wenig salzig, aber frisch 😉 Am restlichen Eis konnten wir dann auch noch lutschen.

Am Festland angekommen stellen wir aber leider fest, dass Judith ihre Kamera nicht mehr anging. Und wir hatten dafür keine Erklärung. Die ist nicht nass geworden (im Gegensatz zu meiner) und hat auch sonst keine Stöße oder so. Eher lustlos ging es daher zu einem Nest eines  Schneesturmvogel und wieder zurück, vorbei an ein paar Adelie Pinguinen. In der Nähe des Landungspunktes haben wir noch ein paar Indiana-Jones-Fotos gemacht 🙂

Wieder auf dem Schiff angekommen haben wir die Kamera leider nicht wieder in Betrieb bekommen…

 

Elephant Island: Point Wild und Chinstrap Camp – Tag 82 – 13. Tag auf See

Ernest Shackleton in ‘South’, describing his men’s behaviour upon landing at Elephant Island, their first encounter with land in 497 days: “A curious spectacle met my eyes…Some of the men were reeling about the beach as if they had found an unlimited supply of alcoholic liquor on the desolate shore. They were laughing uproariously, picking up stones and letting handfuls of pebbles trickle between their fingers like misers gloating over hoarded gold.” 

Bericht von der Brücke:
Position (gegen 08:00 Uhr): 61“ 5,8’ S / 54“ 52,2’ W
Zurückgelegte Distanz seit Start:  2183 Meilen
Geschwindigkeit: 10,4 Knoten
Windgeschwindigkeit und Richtung: 6 Knoten Nordwest
Außentemperatur: 2 Grad C

Während der Nacht haben wir die Elefanteninsel, die Insel auf der die Expedition von Ernest Shackleton nach fast 500 Tagen auf dem Packeis gelandet war, erreicht. Die Insel liegt im Nordosten der Antarktischen Halbinsel. Um 7 Uhr ging wieder einmal ein Weckruf durch das Schiff, auf die Silvesterparty in der Nacht davor wurde keine Rücksicht genommen 🙂

Fast gleichzeitig wurde auch der Anker vor Point Wild gesetzt – genau die Stelle, an der Shakeltons Crew vor über 100 Jahren die 4 Monate auf ihren Boss gewartet hatte. Das Wetter war wieder auf unserer Seite! Normalerweise kann man hier nicht mit den Zodiacs rausfahren – aber wir konnten. Richtig cool. Es gibt auch ein Denkmal für den Kapitän des argentinischen Schiffes, der die Crew im vierten Anlauf gerettet hat (ganz ehrlich, da gibts vermutlich mehr Menschen, die dort stehen sollten, aber sei es drum).

Nach dem Mittagessen stand „Expedition Afternoon at Elephant Island“ auf dem Programm. So richtig wusste keiner, was das bedeuten sollte. Aber es war genial. Das Schiff ist noch entlang der Küste der Elefanteninsel gefahren und um 14 Uhr ging es beim Chinstrap Camp wieder auf die Zodiacs. Wir sind erst eine Stunde an der Küste entlang gefahren. Diesmal wieder mit Vladimir als Fahrer,Russe und Fotograf. Besser geht nicht 😉 Es gab bei Sonnenschein eine krasse Landschaft zu sehen: Gletscher, kleine, zum Teil tiefblaue Eisberge, andere Inseln in der Ferne und nicht zu letzt haben wir den ersten See-Leoparden gesehen. Nach der Stunde konnten wir an Land und waren dort umgeben von Esel- und Zügel- bzw. Kehlstreif-Pinguinen sowie ein paar See-Elefanten. Der Anlandepunkt war nicht sehr groß und so saßen wir am Ende noch für eine halbe Stunde 20 Meter von der Küste entfernt auf Steinen und haben den Pinguinen zugeschaut, wie sie vom oder zum Wasser springen und watscheln.

Und was wir für ein Glück mit dem Wetter hatten: Shane, unser Expeditionsleiter konnte an dieser Stelle in seinen 21 Jahren in der Antarktis hier zum aller ersten mal landen!

Am Abend ging es weiter Richtung Süden 🙂