Die letzten beiden Tage waren wir in Valdivia, in zwei verschiedenen Hostels. Leider hat es die ganze Zeit genieselt oder geregnet. Am ersten Tag, Mittwoch, 02. November, sind wir erst ein bisschen durch die Klein-Stadt gegangen und haben dann eine Fahrt über die drei Flüsse, die sich hier treffen, gemacht. Das war eigentlich richtig entspannend.
Heute wollten wir eigentlich den nächsten Nationalpark angehen, aber mit Regen macht das nicht so viel Spaß. Also haben wir das seien lassen und sind statt dessen auf den (Fisch)-Markt direkt am Fluss (Valdivia ist auch nur 20 km dem Fluß entlang vom Pazifik entfernt) und waren dann noch ein wenig in der Stadt unterwegs um warme Klamotten (Schal, Poncho, Pullover) für Patagonien zu kaufen.
Am Samstag (29.10.2016) wollten wir mit dem Bus von Valparaiso nach Talca fahren. Feli ist ein Tag vorher Richtung Süden gestartet und hat uns am Morgen eine Nachricht geschickt, dass die meisten Busse ausverkauft sind. In Chile war von Samstag bis Dienstag ein bzw. mehrere Feiertag und gefühlt wie in Deutschland: alle sind unterwegs.
Also haben wir die Tickets für Busse noch fix im Internet reserviert und hatten Glück, sowohl für die Strecke Valparaiso nach Santiago als auch von da weiter nach Talca gab es noch Platz.
Da wir um 12 Uhr aus dem Hostel auschecken mussten, sind wir dann auch direkt zum Busterminal, erst zu Fuß und dann mit dem Micro.
Kurz vor Santiago standen wir dann zum ersten Mal im Stau und das sollte auch den Tag so weiter gehen. Am Terminal in Santiago sind wir schon zu spät angekommen, so dass nur noch ein paar Minuten blieben, um den nächsten Bus zu suchen. Unsere Rucksäcke hatten wir mit den Transportnetzen gesichert doch damit kann man diese leider nicht normal auf dem Rücken tragen. Also sind wir ca. 10 Minuten am Terminal rumgelaufen und haben die Rucksäcke mit den Armen getragen, Muskelkater 🙂
Am zweiten Bus angekommen musste Judith noch kurz auf die Toilette und während sie noch weg war, wollte der Fahrer los. Mein Spanisch hat gereicht, ihn davon abzuhalten 😉
Danach war abgesehen vom Stau alles gut, der Bus kam 1 1/2 Stunden später als geplant in Talca an. Mit dem Taxi ging es dann ins Hostel.
Ein chilenisches Festmahl vom Grill.
Am nächsten morgen wollten wir zur Touristeninfo in Talca um zu erfahren, wie man in den Nationalpark 7 Tazas (Reserva Nacional Radal Siete Tazas) kommt. Ein Straßenschild hat uns verwirrt… jedenfalls sind wir ca. 2 km einer Straße in ein Wohngebiet gefolgt um festzustellen, dass dort zwar ein Fischladen, aber keine Info ist. Also zurück zum Hostel um noch mal im Internet zu schauen. Irgendwie war klar, dass wir mit dem Micro (kleiner Regionalbus) nach Molina (ca.50 Minuten entfernt) müssen und von dort geht’s irgendwie weiter. Also zurück zum Busterminal und dann nach Molina.
Dort an der Busstation angekommen haben wir 3 Dinge gelernt:
der letzte Micro nach Talca fährt 21 Uhr
Der Bus zum Nationalpark 12:30 und 14:30 und braucht für eine Strecke 2 Stunden
Zurück fährt der Bus um 6 und um halb 7
Wir hätten an diesem Sonntag noch den 14:30 Uhr Bus nehmen können, hätten dann aber halt wenig Zeit im Nationalpark gehabt. Haben wir dann nicht gemacht, sondern sind direkt am Terminal in ein Restaurant gegangen, was gekracht voll war (mit Einheimischen) und vor welchem ein vielleicht 14 jähriger Junge mega große Stücke Fleisch über Holzkohle gebraten hat. Ein Traum. Wir konnten dem Chef erklären, dass wir davon was wollen (eine Karte gab es nicht) und dazu gab es grüne Bohnen und „Kartoffelsalat“, Kartoffeln umhüllt von Majo. Mega lecker. Der junge Mann hat meinen Respekt. Wer je in Molina ist und Bock auf gutes Essen wie bei Mutti hat: das Restaurant Pablito ist die Wahl 🙂
Und auch wenn es nicht jeder versteht: es hat sich angefühlt wie auf dem Weg zum Inselsberg in Langenhain gestrandet zu sein und dort dann Thüringer Klöse zu essen 😉
Danach sind wir zurück nach Talca um festzustellen, dass direkt vor unserem Hostel eine Touristeninfo ist. Großartig. Die hatte am Sonntag Nachmittag auch noch offen und der Angestellte hat alle Fragen beantwortet, uns Karten gegeben und uns auch auf einen kostenlosen Touristenbus hingewiesen, der jede Stunde von der Plaza de Armas eine Tour durch die Stadt macht. Das wollten wir am Abend machen. Also waren wir kurz vor 19 Uhr am Bus und der war voll. Für uns vollkommen überraschend. Gefühlt waren wir die einzigen Europäer in Talca (was sonst nicht zu den touristischen Highlights in Chile zählt und in Reiseführern als Durchfahrtsstadt erwähnt wird. Der Mensch in der Touristeninfo hatte uns auch gefragt, ob wir hier Verwandtschaft haben, der hat sich offenbar auch über Europäer gewundert.Talca ist also richtig ruhig und alles andere als überlaufen, uns gefällt es aber richtig gut. es scheint viele chilenische Besucher anzuziehen.)
Beim Bus wollen wir denn den letzten des Tages nehmen,waren 19:45 Uhr für den 20 Uhr Bus da und ähhhm, der war wieder voll. Sollte am Sonntag einfach nicht sein 🙂
Am Montag, 31.10., ging es dann Vormittags wieder nach Molina und von dort ab 12:30 mit dem Bus in den Nationalpark. Hat wirklich 2 Stunden gedauert, weil ein Großteil der Strecke unbefestigt ist, und das ist die freundliche Beschreibung 🙂
Stehen im Bus über Waldwege.
Der Nationalpark ist echt großartig. Auf ca. 1000 Meter Höhe – einem kleinen Hügel der Anden – ist alles mega grün und der Fluss Rio Claro hatte viel Zeit, die „Tassen“ zu formen. Eigentlich hätte der Eintritt für Ausländer auch 5000 Peso pro Person gekostet, der Parkwärter hatte dafür aber keine Quittungen, so haben wir den normalen Tarif von 2500 Peso für Chilenen bekommen. So gegen 16:30 Uhr waren wir dann mit der Tour fertig und sind die 7 km in Richtung Tal gelaufen. Dabei sind wir noch an „Velo de la novia“ vorbei gekommen, wo es auch großartig ist. Im Tal angekommen, kam dann auch der erste Bus – voll – und hat uns nicht mitgenommen. Der Galgenhumor hat uns da noch geholfen. Der zweite Bus ca. 30 Minuten später, so 19:20 Uhr und es war langsam „frisch“, war auch knacke voll. Aber man hat uns mitgenommen. Stehplatz im Gang bei einer Fahrt über Stock und Stein. Das Festhalten müssen hat den Muskelkater nicht besser gemacht. Wir waren trotzdem glücklich und erleichtert 🙂
Im Molina mussten wir ca. 40 Minuten auf den Bus nach Talca warten und haben ein wenig mit dem Aufseher des Busterminals gesprochen. Spätestens als er mit und über deutschen Fußball reden wollte, sind wir ausgestiegen – auch sprachlich. Er hat aber regen für die Nacht vorhergesagt, wegen den Wolken am Nachthimmel. Auf der Fahrt nach Talca ging es dann auch tatsächlich los, und zwar ordentlich.
In Talca selbst hat es auch geregnet und da gerade kein Taxi zur Verfügung stand, gab es Abendessen im Hühnchen-Schnellrestaurant, aber auch das war lecker.
Am Dienstag, den letzten Tag in Talca haben wir ausgepennt und sind ab im 13 Uhr mit einem Micro nach Constitution gefahren. (Diesen Beitrag tippe ich gerade während der Fahrt, die für die ca. 100km knapp 3€ pro Person kostet). Unser großes Gepäck steht im Hostel, weil der Bus nach Valdivia – unserem nächsten Ziel – erst um 23:50 Uhr fährt und so um 9 (dann am Mittwoch) im Ziel ist. Das Busticket mussten wir auch ausdrucken, haben die gute Frau an der Rezeption gefragt ob wir ihr es per Mail schicken können und die druckt es für uns. Irgendwann haben wir verstanden, dass sie mit dem PC nicht umgehen kann und wir durften selbst dran, einfach toll 🙂
Nachtrag: die Busfahrt nach Constitution hat rund 90 Minuten für so 100 km gedauert. Im dem kleinen Ort hatten wir nicht viel Zeit, da nach ca. einer Stunde der Buscarril, eine Art Zug nach Talca zurück startete. Die Zugfahrt hat dann 3 1/2 Stunden gedauert und war grandios, linda um es auf spanisch zu sagen. Es geht laaaangsam durch eine wunderschöne grüne Landschaft entlang des Rio maule. Viele Weinberge gibt es obendrein. Irgendwann während der Fahrt (Kostenpunkt 2100 Peso, 3 Euro) setzte sich Claudio zu uns, ein ganz schön betrunkener Chilene. War echt schwer ihm zu folgen – und auch er hat irgendwann gemeint ich soll bitte spanisch sprechen – dachte das hab ich gemacht 🙂
Judith hat es dann wörtlich wiederholt und dann hat er es verstanden und ihr die Hand gegeben. Glaub er wollte mit uns einfach über die Landschaft schwärmen.
Seit heute (Mittwoch, 02.11.) sind wir in Valdivia, wieder ein Stück südlich. Hier bleiben wir wohl 2 Tage, und dann geht es nach Pucon auf eine Farm.
Die letzten beiden Tage in Valparaiso, direkt am Pazifik sind nun leider auch um. Die Schule ist heute zu Ende gegangen und wir denken, dass sich das echt gelohnt hat. Hat einfach Spaß gemacht, auch wenn es ganz schon geschlaucht hat. Wir haben jetzt Urlaub verdient.
Gestern, also am Donnerstag hatten wir Abends noch zusammen mit Feli, einer Berlinerin die in unserem Hostel und auch in der Sprachschule war, noch eine private Hafenrundfahrt und dann waren wir noch in einer Kneipe hier im Viertel.
Nach der Schule heute sind wir dann noch zur Post gegangen um schon mal das erste Care-Paket nach Deutschland zu schicken. Mit Büchern, die wir hier entweder in der Schule bekommen haben oder als zukünftige Fotoalben gekauft haben.
NO+AFP – Für ein solidarischen Rentensystem in Chile
An ziemlich vielen Häuserwänden in Chile sind Graffitis, Aufkleber oder Plakate mit NO+AFP zu sehen.
AFP ist in Chile die Rentenversicherung, die aber hier pflichtmäßig privat organisiert ist. Also kein Umlagesystem wie in Deutschland, sondern jeder spart seine eigene Rente. Dafür werden 10% vom Lohn abgezogen. Der Mindestlohn in Chile ist 250.000 Peso pro Monat, das sind ca. 350 Euro. Die Miete für eine normale Wohnung schlägt schon mit 150.000 bis 200.000 Peso zu Buche. Wenn man Zeit seines Lebens vom Mindestlohn gelebt hat, bekommt man ca. 70.000 Peso Rente raus. Also nix. Reicht nicht mal für eine Wohnung, geschweige denn Essen, Medizin, Strom oder Busfahrten. Deswegen müssen die meisten Menschen auch deutlich über das Renteneintrittsalter hinaus arbeiten, teilweise bis zum Tod.
Da ist es in meinen Augen ganz klar, dass es riesige Proteste gegen dieses System, bei dem nur die Banken profitieren, gibt.
Und noch eine Info: Ein Hochschulstudium an einer staatlichen Uni kostet ca. 20.000.000 Peso (28.000 Euro). Die meisten Studenten müssen dafür einen Kredit aufnehmen und den dann ca. 20 Jahre lang zurückzahlen. Ein Lehrer verdient hier rund 750.000 Peso im Monat. Und das Essen kostet nicht viel weniger als in Deutschland.. Also krasse Unterschiede zu Nordeuropa..
Die Schule ging am Montag ganz normal weiter. Die „Klassen“ haben sich aber geändert, mit neuen Mitschülern 🙂
Heute (Mittwoch) kamen quasi alle Lehrer zu spät. Zwischen Valparaiso und Vina del Mar war eine Demo. Dort haben Fischer gegen die Regierung demonstriert, welche Fangrechte an Japan verkauft hat. Dadurch fangen dann aber die kleinen Fischer nichts mehr. Die Demo war so heftig, das Spezialpolizei auch Tränengas eingesetzt hat. Mein Lehrer hat mir aber gesagt, dass das hier einfach ganz normal ist. In seinen Bus ist auch Tränengas reingekommen und einige Menschen mussten auch im Bus sich übergeben.
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