Nach drei Stunden im Bus sind wir am Mittwoch, 7.12., kurz vor 16 Uhr in Punta Arenas angekommen. Die Fahrt ging mehr oder weniger durch die Steppe Südpatagoniens. Das heißt: keine Zivilisation, kaum Bäume (wenn dann schräg gewachsen), dafür aber eine Graslandschaft, die eine super Fernsicht ermöglicht. Und immer mal wieder Schaffarmen.
Kurz vor Ende der Strecke verläuft die Straße auch parallel zur Magellanstraße – das Ende von Festland-Südamerika ist erreicht.
In Punta Arenas angekommen, ging es erst einmal in unser Hostel „Residencial Bulnes“. Der Weg dahin war schön verwirrend. Das Hostel hatte die Hausnummer 0440 und wie quasi überall in Südamerika, sind die Straßen in Blöcke aufgeteilt. Am Anfang der Straße waren die Blöcke mit den Hausnummern von 300 bis 399 und von 200 bis 299, die Nummern waren also absteigend. Etwas eigenartig. Nach dem Block 1 bis 99 ging es dann aber mit 01 bis 099 weiter und irgendwann, nach insgesamt über 3km kam dann der Block mit 0400 bis 0499, unser Hostel war erreicht. Nach ein paar mal Klingeln hat uns dann vermutlich eine Aushilfe die Tür aufgemacht und hat uns nach ein wenig hin und her auch unser Zimmer gezeigt. Unsere zwei Fragen, nämlich ob wir die Küche mitbenutzen können und mit welchem Collectivo man von Zentrum zurück zum Hostel kommt, musste sie sich auch erst von – vermutlich – der Chefin beantworten lassen. Am nächsten Tag haben wir das junge Mädel auch nicht mehr gesehen…

In Punta Arenas wollten wir zu der Pinguinkolonie auf der Isla Magdalena inmitten der Magellanstraße. Wie wir dahin kommen, wollten wir bei der Touri-Info rausfinden. Die war 2 Straßen vom Busterminal entfernt, hätten wir also gleich hingehen können 🙂

Isla Magdalena 1 from Querulantenwahn on Vimeo.

Nach dem wir den gleichen Weg zurück gegangen sind, könnte man uns bei der Information auch helfen: es gibt zwei Möglichkeiten. Die Erste ist frühs um 7 Uhr mit einem Katamaran für 62.000 Peso und die Zweite am Nachmittag um 4 Uhr mit einem normalen Schiff für 40.000 Peso (55€). Wir entschieden uns für die zweite Option und gingen noch zum Büro des Veranstalters, um gleich die Tickets zu kaufen. Ich weiß zwar immer noch nicht, warum es 15 Minuten dauert, 2 Papierzettel und ein paar Dinge im PC einzutippen aber letztendlich hatten wir die Tickets für das Schiff in der Hand. Außerdem hatte sich die Abfahrtszeit von um 4 auf um 3 geändert.

Wir gingen noch kurz einkaufen und wieder im Hostel angekommen haben wir Nudelsalat gemacht und dazu gab es fertig gegrilltes Hühnchen, lecker 🙂 . An den Teilen ist hier so viel dran, dass eine Hälfte für uns beide gereicht hat. Beim Kochen ist uns schon aufgefallen, dass verhältnisviele alte Menschen und auch Menschen mit Behinderung in dem „Hostel“ waren. Jedenfalls kam mal eine alte Frau in die Küche, murmelte etwas, schnitt eine Zwiebel klein und ging wieder – ohne die Zwiebel – und kam auch in der kommenden Stunde nicht wieder.

die verkohlte Verteilerdose in Punta Arenas
die verkohlte Verteilerdose in Punta Arenas

In unseren Zimmer stand ein kleiner Elektroheizer, sinnvollerweise mit europäischem Schuko-Stecker – der hier nirgends passt (nur die dünneren Eurostecker ohne Erdung passen so in die Steckdosen). Wir haben aber einen Adapter mit und konnten so die Heizung an eine im Zimmer liegende Verteilerdose (als einzigstes Gerät) anschließen. Es wurde auch wärmer im Zimmer… bis nach 20 Minuten eine Flamme aus dem Verteiler kam. Zum Glück waren wir im Zimmer und konnten die Verteilerleiste ausmachen. Unser Adapter hat nur ein paar Schmauchspuren, da die Flamme aus einem leeren Steckplatz am Ende der Leiste kam. Den Gestank durch das verschmorte Plastik und den angegogelten Laminatboden haben wir jedenfalls bis zur Abreise nicht mehr heraus bekommen 😉

Am nächsten Morgen (Donnerstag) gab es auch beim Frühstück etwas Verwirrung. Gebucht hatten wir ohne Frühstück und hatten deswegen extra auch etwas eingekauft, aber man fragte uns mindestens 3 mal, ob wir Frühstück wollen. Haben wir immer verneint. Aus dem Kühlschrank hat sich auch jemand unsere Milch genommen gehabt. Nach dem wir einer älteren Dame das gesagt hatten, gab sie uns eine neue Packung – 1 Liter 0%Fett Milch.. weißes Wasser. Zusammen mit dem geschmacksneutralen Quinoa-Müsli ein nicht soooo ergiebiges Frühstück 🙂

Im Anschluss haben wir noch ein wenig Fotos und Blogbeiträge bearbeitet und beim 4. Anlauf war auch irgendwann ein Bad frei. Gegen 11:30 Uhr sind wir dann zum nahe gelegenen Friedhof, der sowohl im Reiseführer als auch bei TripAdvisor als Highlight der Stadt beschrieben wird. Naja, für uns am Ende ein Friedhof wie es ihn vermutlich in jeder größeren chilenischen Stadt gibt. Der in Valparaiso war vergleichbar aufgebaut, also mit Gruften und pompösen Gräbern.

Zum Mittagessen gab es dann die andere Hühnchen-Hälfte, deren Fleisch wir vom Knochen getrennt haben, um es anzubraten. Als wir in der Küche waren, musste ich auch irgendwann meine Mutti zitieren: „ob nicht noch mehr Leute reinkommen können“. Jedenfalls standen während wir gekocht haben plötzlich noch weitere 5 Menschen um uns in der stickigen Luft der heißen Küche. Spätestens da war uns dann klar, dass das Hostel kein normales Hostel ist sondern ein Altenheim oder eine Art betreutes Wohnen und die Zimmer, die gerade nicht verwendet werden, werden halt noch an Touristen vermietet. Das würde jedenfalls die ganzen Verrückten erklären.

Vor dem Schiff sind wir noch zur Zona Franca gefahren, eine Art Freihafen/Duty Free Gewerbegebiet. In einem Laden wie in Deutschland Thomas Philipps, nur deutlich deutlich größer, haben wir ein Dreierset Tupperbüchsen und ein Kochmesser mit Klingenschutz (aus Solingen!) für umgerechnet 6€ gekauft. Das Messer ist hier echt notwendig. Mit den meisten Messern in dem Hostels kann man auch bedenkenlos Kleinkinder spielen lassen, sodass wir immer mit einem Schweizer Taschenmesser Kartoffeln schälen, Gemüse, Knoblauch und Zwiebel würfeln und Fleisch schneiden. Das tut irgendwann auch weh.

In einem andern Laden haben wir auch ziemlich schnell wieder vernünftige Halbschuhe für Judith gefunden. Der Einkauf hat sich also gelohnt.

Kurz vor 3 waren wir dann am Hafen um die dritte verschiedene Uhrzeit für das Schiff zu erfahren: 15:30 Uhr sollte es losgehen. Ging es dann auch.

Mit ca. 150 anderen Menschen dauerte die Fahrt über die Magellanstraße zur Isla Magdalena ein wenig mehr als 120 Minuten. Wir standen während der gesamten Zeit draußen um Vögel zu fotografieren und Richtung Feuerland zu schauen. Für einen ganz kurzen Moment waren auch einmal Delphine und Robben zu sehen.

Direkt beim Verlassen des Schiffs auf der Insel sieht man dann auch schon keine 2 Meter entfernt Pinguine. Großartig. Die Tiere stehen am Strand, vor ihren Höhlen in dem gerade der Nachwuchs ist, oder laufen meist unbeeindruckt von den Menschen über die Insel. Über die Insel führt ein 1km langer Rundweg, vorbei an einem Leuchtturm, für welchen man über eine Stunde braucht – einfach weil es so viel zu sehen gibt. Traumhaft. Die Pinguine teilen sich die Insel auch noch mit ein paar verschiedenen Vögeln und die Arten leben friedlich zusammen.

penguins at Isla Magdalena, near Punta Arenas, Patagonia from Querulantenwahn on Vimeo.

Isla Magdalena pengüino 1 from Kleingeldprinces on Vimeo.

Región de Magallanes from Kleingeldprinces on Vimeo.

Nach 1 1/2 Stunden auf der Insel legte das Schiff auch schon wieder ab und wir waren gehen 21 Uhr wieder im Hafen. Da wir nur noch den Nudelsalat hatten, gingen wir in die Bar 2 Häuser weiter, wo es die bisher beste Pizza in Südamerika gab. Wieder im Hostel wollte ich noch die Tupperbüchsen auswaschen und den restlichen Nudelsalat umfüllen… gefühlt standen auch halb 11 Uhr Nachts noch die gleichen Menschen in der Küche wie zur Mittagszeit. Kurz vor 12, als wir eigentlich schlafen wollten, hat jemand im Zimmer über uns angefangen auf den Fußboden zu Hämmern und stampfend von a nach b und wieder zurück zu laufen.. Nach 30 Minuten hörte der Spuk aber auf.

Am nächsten Morgen (Freitag, 9.12.) klingelt um 6:30 Uhr der Wecker, da wir vor der 12 Stunden Busfahrt nach Ushuaia in Ruhe Frühstücken und auch genug Zeit für den Weg zu Busterminal haben wollten. Nur die Küche war noch abgeschlossen, haben wir auch zum ersten Mal so erlebt. Auch 7:15 Uhr war noch nirgends jemand zu sehen. Judith hat dann aber an einer anderen Tür, vermutlich war es das Büro, außen einen Schlüssel stecken sehen. Den haben wir abgezogen und an der Küche versucht: er hat gepasst. Für Frühstück war es zwar zu spät aber so konnten wir unseren Nudelsalat in der am Vortag gekauften Box aus dem Kühlschrank holen 🙂

Als wir auf die Straße gingen, nieselte es leicht aber es wurde schnell mehr. Deswegen ging es dann mit dem Taxi zum Terminal und dort 6-7 Minuten später angekommen, war der Regen weg. Willkommen in Patagonien 😉

Nachtrag: das Hostel hat uns dann auch noch eine Mail geschrieben, dass wir vergessen haben zu bezahlen. Laut Booking.com wurde der Betrag aber von der Kreditkarte abgebucht. Das haben wir denen auch geantwortet und wenn das nicht geklappt hat, Paypal vorgeschlagen. Bis jetzt, 2 Tage später, noch keine Antwort.

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