Ein paar Tage am Ende der Welt in Ushuaia – Tag 59 bis Tag 70

Der Bus von Punta Arenas nach Ushuaia auf Feuerland (die argentinische Seite) ist pünktlich um 8:30 Uhr auf die 12 Stunden Fahrt aufgebrochen. Kurz nach 11:00 war dann auch die Fähre über die Magellanstraße erreicht. Dort mussten wir ca. 30 Minuten auf die Fähre warten und konnten in der Zeit zusehen, wie der erste Versuch der Fähre anzulanden fehlgeschlagen ist. War wohl zu viel Wind und ein zu starker Seegang.

Landing site for the Ferry across the Strait of Magellan from Kleingeldprinces on Vimeo.

Im zweiten Anlauf hat es dann aber geklappt und wir konnten zu Fuß auf das Schiff. Während der Überfahrt waren wir dann wieder an Deck, anfangs leider noch an einer engen Stelle ohne wirklich freie Sicht auf die See. Von Zeit zu Zeit kamen ganz schön große Wellen und die Gischt ist bis zum Passagierdeck hochgeschlagen. Dabei sind auch immer einige Cameras nass geworden (unsere waren im Bus) und irgendwann hörten wir: des isches nich wert – im „schönsten“ Schwäbisch. Darauf hin verließ eine Frau ihren Platz mit guter Aussicht und Judith konnte nachrutschen.

Timelapse – ferry across the Strait of Magellan from Querulantenwahn on Vimeo.

Auf Feuerland angekommen waren noch so vielleicht die ersten 5 km asphaltierte Straße und der Rest der Strecke bis zur argentinischen Grenze eine Schotterpiste – quer durch die Pampa. 3 Stunden kein Baum, nur Wiese, ein paar Sträucher sowie Schafe und Rinder. Der Grenzübertritt gegen 16:00 Uhr war zum Glück wieder entspannt wie bei der ersten Einreise nach Argentinien.

Danach ging es auf der Ruta 3, wieder asphaltiert, weiter nach Ushuaia. Bei Tolhuin gab es noch keine kurze Tank-Pause und dann ging es hinauf auf den Pass über die Berge, inklusive einer genialen Aussicht auf den Lago Escondido. Bei der Passfahrt haben wir dann gehofft, dass es mal einen Fahrerwechsel gegeben hatte. Es ging teilweise richtig steil nach unten.

Gegen 20:00 Uhr sind wir dann in der südlichsten Stadt der Welt angekommen. Nach weiteren 20 Minuten zu Fuß sind wir am Haus von Carmen angekommen – für Ushuaia haben wir eine Übernachtung über AirBNB gebucht. Wir hatten auch Glück, dass sie gerade am Fenster stand, da das Haus keine Hausnummer hatte und wir unsicher waren, ob wir richtig sind. Aber sie machte die Tür auf und ließ uns herein. Nach dem Sie uns alles gezeigt hatte, sind wir noch fix in die Stadt gegangen, um ein wenig etwas zu Essen einzukaufen. Leider war der erste Supermarkt schon zu aber in einem kleinen Tante-Emma Laden sind wir dann doch noch fündig geworden. Am späten Abend hatten wir den Eindruck, dass aus dem Nachbarzimmer Clueso sowie deutsche Stimmen zu hören sind, strange, am Ende der Welt 🙂

Der Samstag, 10.12., startete mit einem grandiosen Frühstück. Hörnchen, Toast, Marmelade, Dulce de leche, Müsli, Gebäck. Alles war da. Außerdem auch zwei andere Deutsche auf Reisen, wir hatten uns also nicht geirrt. Gut gestärkt sind wir dann in die Innenstadt gegangen, um nach Möglichkeiten zu schauen, wie wir zur Antarktis kommen können. Ziemlich schnell haben wir auch ein Reisebüro gefunden, an dessen Schaufenster etwas mit Antarktis stand. Die Frau gab uns aber zu verstehen, dass es keine Reisen ab Ushuaia mehr gibt, sondern nur noch freie Plätze auf dem Schiff ab Punta Arenas. Das fanden wir echt komisch, da im Hafen eindeutig „Kreuzfahrtschiffe“ standen. Auf dem Weg zur Touristeninformation sind wir noch an einem zweiten Reisebüro vorbeigekommen – auch hier ein Aushang mit Last-Minutes Deals, ab Ushuaia. Die erste Damen hatte uns also angelogen. Leider war das Büro gerade geschlossen, also haben wir nur ein Foto von den Angeboten gemacht. In der Touristeninformation haben wir Infos zum Nationalpark und dem Zug „Fin del Mundo“ bekommen und noch eine Empfehlung für zwei andere Reisebüros. Dort sind wir dann auch, nachdem wir für die nächsten Tage Essen in einem richtigen Supermarkt eingekauft hatten (unser erster Plan war, 4 Nächte hier zu bleiben), hingegangen. Das erste Büro war auch eine Enttäuschung. Man wollte uns einen Flug ab Punta Arenas zur Antarktis und dann 6 Tage auf See verkaufen. Für ein anderes Schiff konnte die Verfügbarkeit nicht geprüft werden und wir hätten erst mal Zahlungsinformationen hinterlegen sollen.
Dafür war dann aber das zweite Büro ein Volltreffer. Wir haben eine länge Präsentation zu den verschiedenen Optionen bekommen (10 Tage ab Ushuaia, 6 Tage mit Flug ab Punta Arenas oder 19 Tage ab Ushuaia). Die Zehntages-Tour war die selbe Tour wie in dem Reisebüro, welches leider geschlossen hatte. Also entschieden wir uns, dort um 17:00 Uhr, wenn es wieder geöffnet war, noch einmal hinzugehen, um einen Vergleich zu haben. Die Zeit bis dahin haben wir dann genutzt, noch mehr Infos zu den Touren zu sammeln und auch schon mal mit dem Reisebüro, welches sich so gut um uns gekümmert hat ein paar Mails auszutauschen um noch Fragen zu stellen.

Als wir kurz nach 5 wieder in der Stadt waren, mussten wir ca. 20 Minuten auf einen freien Mitarbeiter im Reisebüro warten. Und unabhängig voneinander hatten wir wohl den gleichen Gedanken: eigentlich ist es egal, was die uns jetzt sagen, wir wollen die lange 19-Tages-Tour machen. Das haben wir aber erst beim Verlassen festgestellt 🙂

Also ging es dann zu Freestyle-Ushuaia um die Tour zu buchen. Doch jetzt hatten die zu. Kein Problem, von unser Unterkunft auf haben wir dann eine Vorabreservierung mit denen per Mail besprochen und für den Sonntag um 10 Uhr einen Termin ausgemacht.

Am Abend wollten wir dann noch Steaks in der Küche von Carmen braten, zusammen mit Mischgemüse und Kartoffelbrei. Irgendwie fand sie dass nicht so gut, weil die Küche zum Wohnzimmer hin offen war und wir alles eingeräuchert hätten. Sie hat uns dann aber einen großen Topf mit Deckel gegeben, in dem wir das Steak „braten“ konnten. Ging auch irgendwie und war auch lecker.

Panorama von Ushuaia
Panorama von Ushuaia

Um kurz nach 10 waren wir dann am Sonntag auch im Büro von Gabriel um die Tour zur Antarktis zu buchen und zu bezahlen. Wir haben auch gleich noch jeder ein Halstuch und eine Broschüre zur Tierwelt während der Reise bekommen. Am Tag bevor es losgeht, bekommen wir von ihm auch noch eine wasserfeste Hose sowie Handschuhe. Über den Preis dürfen wir leider nicht reden, weil wir ein NDA unterschrieben haben und als Strafe, wenn wir es doch machen und das rauskommt, müssten wir den vollen Katalogpreis hinlegen 🙂

Mit einem breiten Grinsen ging es dann zurück zu Carmen ihrem Haus. Die Reise sollte in 9 Tagen starten. Also schauten wir nach Möglichkeiten, was wir bis dahin auf Feuerland machen können. Eine zwischenzeitliche Rückfahrt auf das Festland haben wir ausgeschlossen, dass das noch einmal 12 Stunden Hin- und 12 Stunden Rückweg bedeuten würde. Auf Feuerland gibt es noch zwei weitere Städte. Diese sind aber erstens schwer mit einem Bus erreichbar und die Zimmerpreise dort fangen im dreistelligen Bereich an. Das haben wir also gelassen. Auch die Mietwagenpreise in Ushuaia sind unverschämt. Kategorie Kleinwagen ab 80 Euro am Tag, eine Limousine (wo man auch drinnen pennen könnte) 120 Euro am Tag). Von Allrad-Autos brauch ich dann nix mehr schreiben. Auch ein paar Tage Puerto Williams, ein chilenisches Dorf auf Kap Horn,  kommt leider nicht in Frage, denn die Überfahrt alleine dahin (dauert nur 30 Minuten) kostet pro Person 120 Dollar – one way).

Also entschieden wir uns, in Ushuaia zu bleiben, aber die Unterkunft zu wechseln. Wieder über AirBNB haben wir eine kleine Wohnung gefunden, etwas außerhalb in der Nähe des Waldes. Mit der Besitzerin vereinbarten wir, dass Sie uns zwei Tage später um 14 Uhr bei Carmen abholt. Außerdem haben wir die Buchungen für die nächste Zeit bis zu den Osterinseln gemacht. Die geplante Route durch Torres del Paine mussten wir jetzt ändern (dazu gehören auch die gebuchten Campingplätze), außerdem die Reservierung bei Erratic Rock in Puerto Natales. Einen Flug von Punta Arenas nach Santiago haben wir jetzt auch, genauso wie die notwenigen Überland-Bustickets. Es geht dann auch noch einmal nach El Calafate zum Perito Moreno Gletscher. Die ganze Planung hat dann eigentlich auch den restlichen Tag in Anspruch genommen.

Am Montag, 12. Dezember, hat uns dann das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Geplant war eigentlich der Nationalpark aber bei einer Mischung aus Schnee und Regen und 2-3 Grad Außentemperatur (im Sommer) muss das auch nicht sein. Also sind wir noch mal in die Stadt, um für mich eine lange Unterhose für den Antarktistrip zu kaufen (die es auch tatsächlich gab) und zum Historischen Museum Feuerland zu gehen. Das Museum ist echt cool gemacht. Es gibt einen interessanten Audioguide und man erfährt viel über die ersten Siedler (vor 10.000 Jahren) der Insel, ebenso über die Zeit der Eroberer, FritzRoy und Charles Darwin und über die gescheiterte Endurance-Expedition der Antarktis von Ernest Shackleton.  Leider wurde das Wetter während wir im Museum waren nicht besser. Es hatte sich so richtig schön eingeregnet. Aber so ist das eben, wenn sowohl der Pazifik als auch der Atlantik um die Ecke sind, ein Gebirge direkt vor der Haustür und die Antarktis nur noch 1000 km weit weg ist. Also verbrachten wir die restliche Zeit bei Carmen. Ich habe die letzte Folge der Anstalt geschaut …. war auch schon mal besser 😉

Am nächsten Vormittag haben wir dann noch einen Spaziergang über die Halbinsel an der Bahia Encerrada mit dem Flughafen von Ushuaia gemacht, von wo man einen super Blick auf die Stadt und die Berge hat. Auf einer Wiese sind wir auch einem Vater mit seiner Tochter begegnet, die zwei ziemlich große Hunde im Schlepptau hatten. Diese waren am Anfang, als wir an den vier vorbeigelaufen sind, noch friedlich. Aber als wir praktisch von vorbei waren, fingen sie an, uns anzuknurren, zu bellen und wie wild hinter uns rumzuspringen. Das Herrchen hat dann aber zum Glück schnell eingegriffen und alles lief gut. Mit Karina von der zweiten AirBNB-Unterkunft in Ushuaia waren wir um 14 verabredet. Um halb 3 hatte Sie mir dann eine Mail geschickt, dass sie draußen wartet. Wir waren die ganze Zeit schon draußen, um die paar Sonnenstrahlen zu genießen, aber haben niemanden gesehen. Nach ein paar Mails hin und her und einer weiteren halben Stunde hatte sie uns dann letztendlich gefunden und ist mit uns zu ihrem Haus gefahren. Dort haben wir eine Art Ferienwohnung mit gut ausgestatteter Küche und einem Holzofen. Wir haben es uns erst einmal bequem gemacht. Aus dem eigentlich geplanten Chili-con-Carne zum Abendessen (ohne rote Bohnen, weil es die nicht gab) ist am Ende ein Hackfleisch-Kartoffel-Gemüse-Auflauf geworden. In Süß. In einem Gefäß, das aussah wie ein Salzsteuer war Zucker. Und ich hab davon erst einmal jede Menge an das Hackfleisch beim Anbraten in der Pfanne gekippt, bevor mir der Fehler aufgefallen ist. Salz gab es nirgendwo, aber Karina hat uns dann welches gegeben (genauso Zwieback für das Frühstück 😉 ).

Am Mittwoch, 14.12., sind wir durch einen Sturm geweckt wurden. Auch in der Wohnung war es eisig kalt. Die ersten Versuche, den Holzofen anzumachen, sind auch fehlgeschlagen. Es gab nur ein riesiges Stück Holz und vom Boden vor dem Haus konnten wir ein paar kleine Zweige auflesen. Die Axt, die neben dem Ofen stand, war leider viel zu klein, um aus den großen Stücken vor dem Haus brauchbares Brennmaterial zu machen. Wir haben dann aber die Besitzerin gefragt, wie die Heizung angeht (es war eine Gasheizung, bei der die Zündung defekt war, was wir nicht wussten). Außerdem hat Sie uns eine größere Axt gegeben. Nach 90 Minuten Dauerbetrieb der Heizung (eine Gasheizung, die man dadurch anmacht, dass man ein brennendes Streichholz in sie reinfallen lässt) und des Holzofens war es richtig gemütlich warm und der Sturm konnte draußen machen, was er wollte. Das Wetter bleib den ganzen Tag leider so, aber dafür hatten wir Zeit zu schreiben und Judith ihr Reisetagebuch ist jetzt fast voll (nach nur ein wenig mehr als zwei Monaten).

Der nächste Tag war vom Wetter her schon ein wenig besser, deswegen sind wir gegen 12 Uhr mit dem Bus in die Stadt gefahren, um zu einem Museum zu gehen und etwas zu Essen für die nächsten Tage einzukaufen. Kaum an der Bushaltestelle angekommen, kam dieser auch schon an und 10 Minuten später waren wir im Zentrum. Der Stadtplan war leider etwas verwirrend und bis wir das Museum gefunden hatten, hat es ein wenig gedauert. Doch auch dort: Touriabzocke: 350 argentinische Peso, 20 Euro für ein Ticket.. haben wir dann doch seien lassen 😉
Nach einer heißen Schokolade sind wir noch so ein wenig durch das Zentrum gelaufen und bepackt mit den Einkäufen für die nächsten Tage waren wir um kurz nach 5 Uhr wieder zurück in der Unterkunft. Wir haben dann noch ein paar Dokus über unsere bevorstehende Schiffsreise geschaut und auch so zum Thema noch einige Artikel gelesen. Die Vorfreude steigt 🙂

Haareschneiden am Ende der Welt
Haareschneiden am Ende der Welt

Der Freitag, 16.12., startete auch wieder mit relativ blauem Himmel und kaum Wind (eine Seltenheit 🙂 ). Das nutzten wir aus, damit Judith mir noch einmal die Haare schneiden konnte – das geht draußen einfach besser. Gleich am Anfang kam auch Fuchur (eine Hündin aus der Nachbarschaft, dessen Namen wir nicht kennen aber sie sieht so aus, wenn sie da liegt) zu uns – sie war noch in Nähe, weil sie kurz davor die Reste unseres Abendessens vom Vortag (Spaghetti Carbonara) vertilgt hatte. Nach ein paar Minuten war dann auch Olivia da, die Hündin des Hauses und mein bisheriger Lieblingshund in Südamerika. Ab dann wurde es für Judith auch schwierig mit dem Haarschneiden, weil sobald man aufhört, Olivia zu streicheln und zu kraulen, wird man angestupst und traurig angeschaut 😉 Aber es ist schwierig, den großen Hund zu beschäftigen und dabei den Kopf ruhig zu halten. Ging dann aber irgendwie.

Danach, so gegen 13 Uhr, hat es leider wieder angefangen, zu nieseln und der Himmel hat sich zugezogen. Zeit, diesen Blogeintrag zu schreiben. 

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Auch am Samstag das gleiche Bild wie die Tage davor, auf kurze Momente von Sonnenschein folgten dunkle Wolken. Wir sind dann trotzdem mal eine kleine Runde durch die Siedlung oberhalb von Ushuaia gelaufen. Mit uns mitgekommen ist Fuchur und hat auf uns aufgepasst – und wir auf sie. In den Wiesen gibt es ziemlich viele Kletten und wir haben ihr beim Rausmachen aus dem langen truppeligen Fell geholfen. An einem Zeltplatz ist sie wegen zwei anderen Hunden dann mal nicht weitergelaufen, was zuvor bei anderen Hunden kein Problem war. Das haben wir dann auch so verstanden, dass wir den Weg besser nicht gehen 😉 Über die Reste vom Mittagessen hat sich sich dann auch gefreut. Wir haben auch rausgefunden, dass die Hündin eigentlich zum Haus gegenüber gehört. Über Nacht hat sie von uns eine Mülltüte vor der Tür aufgebissen und den ganzen Müll vor ein Holztor bei Ihrem zu Hause abgelegt. Wie auch immer man das verstehen kann 🙂

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Die restlichen Tage trage ich dann später nach 🙂