Puerto Natales und Torres del Paine – Tag 92 bis Tag 97

Gegen 16 Uhr am Mittwoch, 11. Januar 2017, hatten wir wieder Puerto Natales erreicht. Zu Fuß ging es zu Erratic Rock, wo wir schon Anfang Dezember zwei mal zwei Übernachtungen gebucht hatten. Wegen der Antarktis hatten wir per Mail umgebucht aber nicht alle Details waren dann richtig bei denen angekommen 😉 Die erste Nacht war noch im Doppelzimmer aber die zweite Nacht im 5-Mann-Schlafsaal. Egal.

Wir haben uns erst mal eingerichtet und einem ruhigen gemacht.

Am nächsten Tag wollten wir uns dann für eine Nacht im Torres del Paine Nationalpark vorbereiten (geplant waren mal 5 und wir hatten auch 5 Zeltplatzreservierungen. Die Antarktis war uns dann aber wichtiger. Umbuchen ließ sich nur bei einer Firma per Mail – und da auch nur ein Platz. Die andere hat gleich garnicht auf 3 Mails reagiert und der staatliche Zeltplatz der CONAF war der wichtigste)

Also erst ausschlafen und dann das richtig gute Frühstück im Hostel genießen. Um 15 Uhr gab es in der Bar/Ausrüstungsverleih, die zum Hostel gehört, eine Infoveranstaltung zu Torres del Paine. Die haben wir noch mitgenommen und haben dabei auch beschlossen, Rucksäcke auszuleihen. Der Wind ist im Park so, dass die Regenschutzhüllen weggeweht werden… Rucksäcke werden dann halt bei Regen nass und deswegen soll man alles im Rucksack in Mülltüten packen.

Nach der einen Stunde voller Infos haben wir dann ein Zelt, zwei Schlafsäcke, 2 Isomatten, ein Campingkocher + Topf, zwei Plasteschüsseln und vier Wanderstöcke ausgeliehen. Das Zelt haben wir im Park vor dem Hostel zur Probe aufgebaut und obwohl es keine Anleitung gab, ging das eigentlich ganz fix.

Danach sind wir noch einkaufen gegangen: Nudeln mit Fertigsaucen, Müsliriegel und Schoki.

Im Supermarkt haben wir auch dunkle Brötchen gesehen, die wir dann noch mit einer Avocado, Salami und Käse geschmiert haben. Außerdem wollten wir noch den Kartoffelsalat mitnehmen, den wir zum Mittag gemacht hatten. Klingt nach viel Essen für zwei Tage, ist aber alle  geworden 🙂

Abends gab es dann noch Nudeln und Gnocci in Mesita Grande, einem richtigen Italiener, so richtig mit Kochkunst 😉

Zurück im Hostel haben wir uns schlafen gelegt und zum Glück wollte einer der anderen beiden Mitbewohner auch in den Nationalpark und hat sich auch hingelegt. Der zweite kam dann halb 2 Uhr früh zurück..

Um 6 Uhr hieß es dann am 13.1. für uns aufstehen, frühstücken und zum Bus laufen, der 7:30 Uhr Richtung Park startet. In den zwei Stunden Busfahrt bis zum Haupteingang konnten wir auch nicht mehr pennen.

Am Haupteingang von Torres del Paine angekommen, mussten wir uns registrieren, den Eintritt bezahlen und ein Video zu offenen Feuer im Park schauen (vor einigen Jahren ist ein Teil des Parkes abgebrannt, weil ein Tourist versucht hatte, sein Klopapier zu verbrennen…). Danach ging es noch mit einem kleinen Shuttelbus zum Ausgangspunkt der Wanderung. Dort haben wir uns noch mit Sonnenschutz eingecremt (jaja dazugelernt 😉 ) und dann ging es los. Der erste Kilometer war noch flach aber dann ging es in den ersten Anstieg zum Refugio Chileno. Mit vollem Gepäck keine so leichte Aufgabe aber das wäre schon gegangen… nur der Wind oder besser Sturm war krass. Teilweise konnte man nicht laufen und trotz Sonnenbrille hatten wir auch immer wieder aufgewirbelten Staub und Sand in den Augen (selbst zwischen dem Filter und der ersten Linse vom Kameraobjektiv kam Dreck, trotz Drehgewindes). Wir haben uns die ganze Zeit gefragt, ob das jetzt Spaß machen soll 😉

Auf dem Pass ca. 1 km vor dem Refugio Chileno war dann der Wind so krass, das wir erst einmal nicht weiter sind. Nach einer kurzen Zeit sind wir auch 50 Meter zurück gegangen. An der Stelle war der Weg knapp ein Meter breit und zur rechten Seite kam gleich ein Steilhang. Wir haben dann so 30-40 Minuten den anderen Wanderern zugeschaut: nicht wenige sind umgedreht und haben abgebrochen. Eigentlich alle sind erst einmal stehen geblieben (so fern das ging) und haben überlegt. Den Sturm kann man leider schwer beschreiben. Aber in Deutschland wäre alles gesperrt werden und die ARD würde live berichten. Klingt übertrieben, aber es war einfach heftig. Wir sind seid über zwei Monaten in Patagonien und einiges gewöhnt, aber das war krass. Bei einer anderen Gruppe haben wir gesehen, dass einer vorgegangen ist und nach einiger Zeit wiederkam um den anderen zu signalisieren, dass es schon irgendwie geht. Da haben wir uns dann auch entschlossen, es zu probieren. Direkt vor uns waren dann zwei Menschen, die auch nicht so recht wussten, was zu tun ist. Wir haben denen jeweils einen unserer Wanderstöcke gegeben und sind dann gemeinsam über die Vll. 100 Meter lange Engstelle gegangen. Am Ende der Stelle hatte ich mich noch einmal umgedreht und flutsch, der Wind hat meine Sonnenbrille vom Kopf geweht. Einer von den beiden war zum Glück schnell genug und konnte nach greifen 🙂

Nach über 4 Stunden Wanderung war dann das Refugio Chileno erreicht, der letzte kommerzielle Campingplatz vor den „Torres“. Nach Aussage eines Mitarbeiters wurden die Toiletten gerade repariert, was wir so recht nicht glauben wollten. Wir konnten aber die Zeltplätze für 180 US Dollar sehen, zwar mit Essen aber ohne Zelt eine reine Abzocke.

Die weiteren 2 Stunden Wanderung verliefen dann durch einen Wald und wir hatten damit Schutz vor dem Wind. Es ging weiter auf und ab und über Holz-Brücken, die so aussehen, als müsste mal etwas gemacht werden. Wir sind jedenfalls nur einzeln drüber gelaufen. Kurz nach 16 Uhr hatten wir dann endlich das Camparmento Torres erreicht, den „Campingplatz“ der CONAF. Dort gibt es im Wald Platz für ca. 40 Zelte, fließendes Wasser vom Bach, eine Toilette, einen Unterstand zum Kochen und ein kleines Park-Ranger-Häuschen. Wir haben unser Zelt aufgebaut, Tee gekocht und Kartoffelsalat gegessen. Dank des Waldes auch geschützt vor dem Wind 🙂

Gut gestärkt sind wir dann halb 6 noch aufgebrochen, um bis ganz nach oben zu den „base de las Torres“ zu laufen. Die über 300 Höhenmeter waren nach einer Stunde geschafft. Wir konnten den Blick auf die Torres genießen. Ein Parkranger hat uns noch gesagt, dass der Weg eigentlich um 6 Uhr geschlossen wird aber er gab uns noch 10 Minuten mehr Zeit. An dem Aussichtspunkt waren noch ca. 20 Menschen, es hat sich also bezahlt gemacht, erst so spät da hoch zu gehen.

Nach ein wenig mehr als einer halben Stunde sind wir wieder zum Campingplatz aufgebrochen, nicht aber ohne vorher noch aus dem See zu trinken 🙂

Wieder am Zelt angekommen haben wir noch die Brötchen gegessen und uns dann hingelegt. Einen Wecker haben wir nicht gestellt. Eigentlich soll man zum Sonnenaufgang oben am Aufsichtspunkt sein, weil die Torres dann rot leuchten. Das hätte aber bedeutet, halb 4 aufzustehen und in der Dunkelheit mit Stirnlampe eine Stunde über Stock und Stein zu stolpern.. das haben wir den Profis überlassen. War auch eine gute Entscheidung, denn am nächsten Morgen, nach einer nicht so erholsamen Nacht im Zelt, haben wir beim Frühstück kochen (Nudeln mit Instantsauce und viel Käse, nicht lecker) erfahren, dass die Sonne von  einer geschlossenen Wolkenfront verdeckt war. Es hätte sich also auch nicht gelohnt.

Über Nacht hat unser Zelt bzw. besser der Müllbeutel vor dem Zelt, der mit 4 großen Steinen befestigt war, Besuch bekommen. Vermutlich habe Füchse, die wir am Vortag gesehen hatten, alles zerfetzt und wir durften es dann aufsammeln.

Judith hat sich dann auch noch mit jemanden aus Deutschland unterhalten, der schon die 8 Nacht im Park war und auch für ihn war der Wind Tags zuvor eine neue Erfahrung und er hat das so auch noch nie gesehen.

Ca. 9:45 Uhr haben wir uns dann auf den Rückweg macht. Der Himmel war zwar bedeckt aber der Wind war um mehrere Stufen schwächer als am Vortag. Bergab sind wir auch besser voran gekommen und so waren wir halb 2 wieder am Parkeingang angekommen. Mit dem Bus ging es dann wieder zurück nach Puerto Natales. Wir haben mangels Dusche vermutlich nicht so gut gerochen, das junge Mädchen im Bus neben mir war jedenfalls nicht so glücklich 😉

In Puerto Natales sind wir dann noch zu Erratic Rock um die ausgeliehene Ausrüstung abzugeben und denen mitzuteilen, dass wir die kommenden Nächte nicht bei denen verbringen wollen.  Normalerweise muss man das Zelt bei der Rückgabe noch einmal aufbauen, darauf hat die nette Angestellte aus Deutschland aber verzichtet 😉

Nach weiteren 15 Minuten Fußmarsch sind wir am Hostel für die nächsten Tage angekommen und konnten endlich aus den Klamotten raus und duschen. Eine Wohltat. Zum Abendessen sind wir dann wieder zu dem Italiener, diesmal für Pizza. Wir waren in den zwei Tagen mehr als 25km gelaufen, davon über 20 mit Gepäck. Das haben wir so zum ersten Mal gemacht und uns tat einiges weh. Zum Glück kam die Antarktis den 5 Tagen Wandern im Nationalpark dazwischen. 5 Tage wären echt kein Spaß gewesen, eine Nacht war mal die Erfahrung wert 🙂

Am 15.01. sind wir dann im Hostel geblieben um uns auszuruhen. Die Besitzerfamilie war zwar den ganzen Tag da (Sonntag) aber das ging schon irgendwie. Die Zeit haben wir auch weiter genutzt, Blogeinträge zu unserem Antarktis-Trip online zu bringen. Am Abend haben wir uns dann mit Christa und Angela in der Stadt – wieder beim Italiener- getroffen und wurden dort irgendwann nach so 2 Stunden gebeten zu bezahlen, weil noch andere Gäste warteten. Vielleicht sehen wir sie in El Calafate (oder in Neuseeland) wieder 🙂

Am Dienstag, 16., hieß es dann wieder Bus-Fahren. Zurück nach Punta Arenas, um dort 3 Tage in einer Ferienwohnung zu entspannen.

Noch ein paar Worte zu Torres del Paine:

Ich bin mir nicht sicher, ob der Nationalpark seinen Ruf verdient. Vermutlich ist es eine Mischung aus der abgeschiedenen Lage, der Größe (man kann 10 Tage auf eine Rundwanderung gehen) und gutem Marketing. Der Weg, den wir gelaufen sind, war tot getreten (gefühlt laufen in einem ausgetrockneten Flussbett) und man muss wegen dem Gegenverkehr andauernd anhalten. Ja, ganz klar die Aussicht oben auf die Torres ist großartig – wenn man gutes Wetter hat. Wir waren in Chile schon in ein paar Nationalparks und alle hatten auf ihre Weise etwas besonderes. Für mich ist Torres del Paine ein toller Ort aber nicht „DER“ Nationalpark in Chile.