Puerto Natales und Torres del Paine – Tag 92 bis Tag 97

Gegen 16 Uhr am Mittwoch, 11. Januar 2017, hatten wir wieder Puerto Natales erreicht. Zu Fuß ging es zu Erratic Rock, wo wir schon Anfang Dezember zwei mal zwei Übernachtungen gebucht hatten. Wegen der Antarktis hatten wir per Mail umgebucht aber nicht alle Details waren dann richtig bei denen angekommen 😉 Die erste Nacht war noch im Doppelzimmer aber die zweite Nacht im 5-Mann-Schlafsaal. Egal.

Wir haben uns erst mal eingerichtet und einem ruhigen gemacht.

Am nächsten Tag wollten wir uns dann für eine Nacht im Torres del Paine Nationalpark vorbereiten (geplant waren mal 5 und wir hatten auch 5 Zeltplatzreservierungen. Die Antarktis war uns dann aber wichtiger. Umbuchen ließ sich nur bei einer Firma per Mail – und da auch nur ein Platz. Die andere hat gleich garnicht auf 3 Mails reagiert und der staatliche Zeltplatz der CONAF war der wichtigste)

Also erst ausschlafen und dann das richtig gute Frühstück im Hostel genießen. Um 15 Uhr gab es in der Bar/Ausrüstungsverleih, die zum Hostel gehört, eine Infoveranstaltung zu Torres del Paine. Die haben wir noch mitgenommen und haben dabei auch beschlossen, Rucksäcke auszuleihen. Der Wind ist im Park so, dass die Regenschutzhüllen weggeweht werden… Rucksäcke werden dann halt bei Regen nass und deswegen soll man alles im Rucksack in Mülltüten packen.

Nach der einen Stunde voller Infos haben wir dann ein Zelt, zwei Schlafsäcke, 2 Isomatten, ein Campingkocher + Topf, zwei Plasteschüsseln und vier Wanderstöcke ausgeliehen. Das Zelt haben wir im Park vor dem Hostel zur Probe aufgebaut und obwohl es keine Anleitung gab, ging das eigentlich ganz fix.

Danach sind wir noch einkaufen gegangen: Nudeln mit Fertigsaucen, Müsliriegel und Schoki.

Im Supermarkt haben wir auch dunkle Brötchen gesehen, die wir dann noch mit einer Avocado, Salami und Käse geschmiert haben. Außerdem wollten wir noch den Kartoffelsalat mitnehmen, den wir zum Mittag gemacht hatten. Klingt nach viel Essen für zwei Tage, ist aber alle  geworden 🙂

Abends gab es dann noch Nudeln und Gnocci in Mesita Grande, einem richtigen Italiener, so richtig mit Kochkunst 😉

Zurück im Hostel haben wir uns schlafen gelegt und zum Glück wollte einer der anderen beiden Mitbewohner auch in den Nationalpark und hat sich auch hingelegt. Der zweite kam dann halb 2 Uhr früh zurück..

Um 6 Uhr hieß es dann am 13.1. für uns aufstehen, frühstücken und zum Bus laufen, der 7:30 Uhr Richtung Park startet. In den zwei Stunden Busfahrt bis zum Haupteingang konnten wir auch nicht mehr pennen.

Am Haupteingang von Torres del Paine angekommen, mussten wir uns registrieren, den Eintritt bezahlen und ein Video zu offenen Feuer im Park schauen (vor einigen Jahren ist ein Teil des Parkes abgebrannt, weil ein Tourist versucht hatte, sein Klopapier zu verbrennen…). Danach ging es noch mit einem kleinen Shuttelbus zum Ausgangspunkt der Wanderung. Dort haben wir uns noch mit Sonnenschutz eingecremt (jaja dazugelernt 😉 ) und dann ging es los. Der erste Kilometer war noch flach aber dann ging es in den ersten Anstieg zum Refugio Chileno. Mit vollem Gepäck keine so leichte Aufgabe aber das wäre schon gegangen… nur der Wind oder besser Sturm war krass. Teilweise konnte man nicht laufen und trotz Sonnenbrille hatten wir auch immer wieder aufgewirbelten Staub und Sand in den Augen (selbst zwischen dem Filter und der ersten Linse vom Kameraobjektiv kam Dreck, trotz Drehgewindes). Wir haben uns die ganze Zeit gefragt, ob das jetzt Spaß machen soll 😉

Auf dem Pass ca. 1 km vor dem Refugio Chileno war dann der Wind so krass, das wir erst einmal nicht weiter sind. Nach einer kurzen Zeit sind wir auch 50 Meter zurück gegangen. An der Stelle war der Weg knapp ein Meter breit und zur rechten Seite kam gleich ein Steilhang. Wir haben dann so 30-40 Minuten den anderen Wanderern zugeschaut: nicht wenige sind umgedreht und haben abgebrochen. Eigentlich alle sind erst einmal stehen geblieben (so fern das ging) und haben überlegt. Den Sturm kann man leider schwer beschreiben. Aber in Deutschland wäre alles gesperrt werden und die ARD würde live berichten. Klingt übertrieben, aber es war einfach heftig. Wir sind seid über zwei Monaten in Patagonien und einiges gewöhnt, aber das war krass. Bei einer anderen Gruppe haben wir gesehen, dass einer vorgegangen ist und nach einiger Zeit wiederkam um den anderen zu signalisieren, dass es schon irgendwie geht. Da haben wir uns dann auch entschlossen, es zu probieren. Direkt vor uns waren dann zwei Menschen, die auch nicht so recht wussten, was zu tun ist. Wir haben denen jeweils einen unserer Wanderstöcke gegeben und sind dann gemeinsam über die Vll. 100 Meter lange Engstelle gegangen. Am Ende der Stelle hatte ich mich noch einmal umgedreht und flutsch, der Wind hat meine Sonnenbrille vom Kopf geweht. Einer von den beiden war zum Glück schnell genug und konnte nach greifen 🙂

Nach über 4 Stunden Wanderung war dann das Refugio Chileno erreicht, der letzte kommerzielle Campingplatz vor den „Torres“. Nach Aussage eines Mitarbeiters wurden die Toiletten gerade repariert, was wir so recht nicht glauben wollten. Wir konnten aber die Zeltplätze für 180 US Dollar sehen, zwar mit Essen aber ohne Zelt eine reine Abzocke.

Die weiteren 2 Stunden Wanderung verliefen dann durch einen Wald und wir hatten damit Schutz vor dem Wind. Es ging weiter auf und ab und über Holz-Brücken, die so aussehen, als müsste mal etwas gemacht werden. Wir sind jedenfalls nur einzeln drüber gelaufen. Kurz nach 16 Uhr hatten wir dann endlich das Camparmento Torres erreicht, den „Campingplatz“ der CONAF. Dort gibt es im Wald Platz für ca. 40 Zelte, fließendes Wasser vom Bach, eine Toilette, einen Unterstand zum Kochen und ein kleines Park-Ranger-Häuschen. Wir haben unser Zelt aufgebaut, Tee gekocht und Kartoffelsalat gegessen. Dank des Waldes auch geschützt vor dem Wind 🙂

Gut gestärkt sind wir dann halb 6 noch aufgebrochen, um bis ganz nach oben zu den „base de las Torres“ zu laufen. Die über 300 Höhenmeter waren nach einer Stunde geschafft. Wir konnten den Blick auf die Torres genießen. Ein Parkranger hat uns noch gesagt, dass der Weg eigentlich um 6 Uhr geschlossen wird aber er gab uns noch 10 Minuten mehr Zeit. An dem Aussichtspunkt waren noch ca. 20 Menschen, es hat sich also bezahlt gemacht, erst so spät da hoch zu gehen.

Nach ein wenig mehr als einer halben Stunde sind wir wieder zum Campingplatz aufgebrochen, nicht aber ohne vorher noch aus dem See zu trinken 🙂

Wieder am Zelt angekommen haben wir noch die Brötchen gegessen und uns dann hingelegt. Einen Wecker haben wir nicht gestellt. Eigentlich soll man zum Sonnenaufgang oben am Aufsichtspunkt sein, weil die Torres dann rot leuchten. Das hätte aber bedeutet, halb 4 aufzustehen und in der Dunkelheit mit Stirnlampe eine Stunde über Stock und Stein zu stolpern.. das haben wir den Profis überlassen. War auch eine gute Entscheidung, denn am nächsten Morgen, nach einer nicht so erholsamen Nacht im Zelt, haben wir beim Frühstück kochen (Nudeln mit Instantsauce und viel Käse, nicht lecker) erfahren, dass die Sonne von  einer geschlossenen Wolkenfront verdeckt war. Es hätte sich also auch nicht gelohnt.

Über Nacht hat unser Zelt bzw. besser der Müllbeutel vor dem Zelt, der mit 4 großen Steinen befestigt war, Besuch bekommen. Vermutlich habe Füchse, die wir am Vortag gesehen hatten, alles zerfetzt und wir durften es dann aufsammeln.

Judith hat sich dann auch noch mit jemanden aus Deutschland unterhalten, der schon die 8 Nacht im Park war und auch für ihn war der Wind Tags zuvor eine neue Erfahrung und er hat das so auch noch nie gesehen.

Ca. 9:45 Uhr haben wir uns dann auf den Rückweg macht. Der Himmel war zwar bedeckt aber der Wind war um mehrere Stufen schwächer als am Vortag. Bergab sind wir auch besser voran gekommen und so waren wir halb 2 wieder am Parkeingang angekommen. Mit dem Bus ging es dann wieder zurück nach Puerto Natales. Wir haben mangels Dusche vermutlich nicht so gut gerochen, das junge Mädchen im Bus neben mir war jedenfalls nicht so glücklich 😉

In Puerto Natales sind wir dann noch zu Erratic Rock um die ausgeliehene Ausrüstung abzugeben und denen mitzuteilen, dass wir die kommenden Nächte nicht bei denen verbringen wollen.  Normalerweise muss man das Zelt bei der Rückgabe noch einmal aufbauen, darauf hat die nette Angestellte aus Deutschland aber verzichtet 😉

Nach weiteren 15 Minuten Fußmarsch sind wir am Hostel für die nächsten Tage angekommen und konnten endlich aus den Klamotten raus und duschen. Eine Wohltat. Zum Abendessen sind wir dann wieder zu dem Italiener, diesmal für Pizza. Wir waren in den zwei Tagen mehr als 25km gelaufen, davon über 20 mit Gepäck. Das haben wir so zum ersten Mal gemacht und uns tat einiges weh. Zum Glück kam die Antarktis den 5 Tagen Wandern im Nationalpark dazwischen. 5 Tage wären echt kein Spaß gewesen, eine Nacht war mal die Erfahrung wert 🙂

Am 15.01. sind wir dann im Hostel geblieben um uns auszuruhen. Die Besitzerfamilie war zwar den ganzen Tag da (Sonntag) aber das ging schon irgendwie. Die Zeit haben wir auch weiter genutzt, Blogeinträge zu unserem Antarktis-Trip online zu bringen. Am Abend haben wir uns dann mit Christa und Angela in der Stadt – wieder beim Italiener- getroffen und wurden dort irgendwann nach so 2 Stunden gebeten zu bezahlen, weil noch andere Gäste warteten. Vielleicht sehen wir sie in El Calafate (oder in Neuseeland) wieder 🙂

Am Dienstag, 16., hieß es dann wieder Bus-Fahren. Zurück nach Punta Arenas, um dort 3 Tage in einer Ferienwohnung zu entspannen.

Noch ein paar Worte zu Torres del Paine:

Ich bin mir nicht sicher, ob der Nationalpark seinen Ruf verdient. Vermutlich ist es eine Mischung aus der abgeschiedenen Lage, der Größe (man kann 10 Tage auf eine Rundwanderung gehen) und gutem Marketing. Der Weg, den wir gelaufen sind, war tot getreten (gefühlt laufen in einem ausgetrockneten Flussbett) und man muss wegen dem Gegenverkehr andauernd anhalten. Ja, ganz klar die Aussicht oben auf die Torres ist großartig – wenn man gutes Wetter hat. Wir waren in Chile schon in ein paar Nationalparks und alle hatten auf ihre Weise etwas besonderes. Für mich ist Torres del Paine ein toller Ort aber nicht „DER“ Nationalpark in Chile.

Erster Halt wieder in Chile: Punta Arenas – Freihafen! – Tag 91 und 92

Der Bus von Ushuaia nach Punta Arenas ist pünktlich losgefahren und war bis zum letzten Platz besetzt. Unsere Sitzplätze waren in der dritte Reihe, wir wollten so weit wie möglich von der Bordtoilette entfernt sitzen. Leider war Judith ihr Sitz defekt, die Lehne ließ sich nicht feststellen. Aber Hauptsache es ging endlich los. Nach ca. 4 Stunden war dann auch die Grenze erreicht. Bis dahin konnten wir leider nicht pennen. Der Grenzübertritt war diesmal ganz easy. Auf der argentinischen Seite gab es nur einen Stempel in den Pass, Gepäck wollten die nicht sehen. Die chilenische Seite ging auch deutlich schneller als erwartet. Haben beim letzten Grenzübertritt noch Hunde alle Gepäckstücke beschnüffelt, ging es diesmal nur durch ein Röntgengerät. An der Grenzstation war aber ein richtig krasser Wind, mit Gepäck nicht so einfach. Die Schutzhülle von Judith Ihrem Rucksack hat sich auch gelöst und flog weg, hinter laufen nutzlos.

An der chilenischen Grenze war auch ein kleiner Laden, wo wir erst einmal eine „SahneNuss“-Schokolade gekauft haben, die beste in Südamerika bisher 🙂

Nur kurz hinter der Grenze hielt der Bus erneut, die Fahrer machten an einem kleinen Restaurant für 30 Minuten eine Pause. Der Wind war immer noch krass. Das sollte sich in den nächsten 3 Stunden auf der Schotterpiste auch nicht ändern. Der Busfahrer hatte immer wieder mit Böen zu kämpfen und fuhr meistens ganz links, auf der Gegenverkehr-Seite, um Platz zum Reagieren zu haben.

Selbst das Umleitungsschild hielt dem Sturm nicht stand

Gegen 17 Uhr erreichten wir die Fähre über die Magellanstraße bei der Bahia Azul.. aber der Fährverkehr war wegen des Windes eingestellt. Mit mehr als 10 wartenden Bussen, unzählige Motorräder und PKW und auch einige Schafs-Transporter bildete sich ein Stau über mehrere Hunderte Meter, vierreihig.. Der Besitzer des kleinen Kaffees an der Anlegestelle hat bestimmt ein gutes Geschäft gemacht.

Erst nach rund 3 Stunden ging es weiter. Die Überfahrt war auch sehr abenteuerlich. Aus dem Aufenthaltsraum, in welchen alle Passagiere mussten, konnten wir den Seegang „auf Augenhöhe“ bestaunen. Gefühlt war es der schlimmste Wellengang in den letzten 3 Monaten – obwohl wir auch schon die berühmt-berüchtigte Drake-Passage hinter uns hatten. Aber es ging alles gut. Kurz nach 23 Uhr sind wir in Punta Arenas angekommen, total übermüdet und fertig. Mit dem Taxi sind wir in unser Hostel gefahren. Und das war großartig. Die Besitzerin war auch zu so später Zeit noch bei guter Laune, das Zimmer groß und mega warm geheizt, alles war sauber und die Betten bequem – echtes Bettzeug und kein Kort-Überzug für das Kopfkissen. Wir sind direkt pennen gegangen und konnten auch super durchschlafen. Chile ist für uns angenehmer und Vertrauter als Argentinien.

Die Magellanstraße – Wind ist nicht fotografierbar

Am 11. Januar, Mittwoch, sind wir Ohne Wecker kurz nach halb 9 aufgestanden und waren um 9 Uhr beim typisch chilenischen Frühstück: „Brötchen“, rote Marmelade, Schinken und Käse (was die hier als solches bezeichnen), eine Art Stollen, Saft und Instant-Kaffee. Einfach aber wir haben uns drüber gefreut, auch wie herzlich die Chefin wieder war.

Danach ging es mit vollem Gepäck in einem Taxi zur Zona Franca, dem Freihafen in Punta Arenas. Die beiden Geschäfte, von denen wir wussten, das es Elektronik gibt, machten erst halb 11 auf und wir mussten 20 Minuten warten. Im ersten Laden sind wir auch fündig geworden: eine neue Kamera für Judith. Canon EOS 600d inkl. Objektiv. Der Preis schien auch vernünftig. Dennoch bin ich kurz in das andere Geschäft gegangen, Preise vergleichen. Dort gab es aber keine ähnlichen Modelle, also hat Judith die Canon gekauft. Weltreise ohne Fotoapparat geht unter keinen Umständen!

Direkt im Anschluss sind wir zum Busterminal gefahren. Es waren zwar noch 90 Minuten Zeit, aber noch mal durch die Stadt musste auch nicht sein. Ca. um 12 Uhr, eine halbe Stunde vor der Abfahrt nach Puerto Natales standen auch Christina und Angela vor uns. Eine schöne Überraschung. Die beiden hatten zwei Tage zuvor eine bessere Fahrt von Ushuaia und waren jetzt auch auf den Weg nach Puerto Natales.

Der Bus ist pünktlich gestartet und wir hatten gute Sitzplätze in der ersten Reihe – viel Platz und eine gute Sicht. Der gut gelaunte Busbegleiter, Pedro, hat auch seinen Teil zu einer guten Stimmung bei uns beigetragen 🙂

Ushuaia Teil 2 – im Loch nach der Antarktis – Tag 88 bis Tag 91

Unser erster Weg auf dem Festland ging direkt zu Freestyle-Travel, damit wir die ausgeliehenen Hosen und Handschuhe zurück bringen können. Auf dem Weg dahin, bzw. noch im Hafen, sind wir noch einmal Dennis, den besten Menschen aus dem Restaurant, begegnet. Er hatte ein paar Stunden frei, bevor die Ocean Diamond wieder Richtung Süden startete.

Voll bepackt im Linienbus 🙂

Im Reisebüro von Gabriel angekommen trafen wir auch auf die anderen Backpacker, die dort Last Minute gebucht hatten. Eigentlich alle holten erst einmal ihr Handy raus und gingen nach fast 3 Wochen zum ersten Mal wieder online. Da es noch früh am Tag war, haben wir auch unsere nächste AirBNB-Unterkunft angeschrieben, wann wir kommen können (zum Glück kam schnell eine Antwort: ab 12 Uhr). Wir haben dann noch ein paar Adressen mit Stefanie, Angela und Christina ausgetauscht und uns für den nächsten Tag um 11 Uhr in der Stadt verabredet. Dann ging es für uns mit dem Linienbus los. Die Fahrt durch Ushuaia und die Randbezirke war nicht so dolle. Nach 3 Wochen Natur-Pur sahen wir wieder überall den menschlichen Einfluss, vor allem Müll am Straßenrand.

Die Haus unserer nächsten Schlafgelegenheit hatten wir auch bald gefunden. Wir standen vor einer Art Neubau-Block, nur dass an den Klingelschildern keine Namen standen… Zum Glück hatte unser Gastgeber uns irgendwie registriert und ist uns entgegen gekommen.

Die Wohnung war im Erdgeschoss und ziemlich trist eingerichtet: ein Sofa für 2, ein Esstisch mit 2 Stühlen, nebeneinander mit Blick auf eine Glotze. Außerdem eine Küche, in der z.b. auch nur zwei flache Teller waren. An den Wänden war kaum ein Bild.

Als er uns dann auch noch erzählte, dass er und seine Freundin vor kurzem den Job verloren hatten, war das triste Bild perfekt. Die beiden Reisen auch gerne aber aktuell fehlt es eben an allen Enden. Wir waren im kompletten Kontrastprogramm zu den vorherigen 19 Tagen angekommen. Nicht nur, dass wir mit der Antarktis eines der grandiosen Ziele hinter uns hatten und deswegen schon traurig waren, nein, wir sind auch am tristesten Ort gelandet, den wir uns für diesen Zeitpunkt vorstellen konnten.

Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, sind wir erst einmal in der Nachbarschaft einkaufen gegangen. Unser Gastgeber hatte einen kleinen Laden empfohlen, dort sollte auch die Wurst und der Käse gut sein… naja, war die nächste Enttäuschung.

Judith hat dann irgendwann vorgeschlagen, zurück in die Stadt zu fahren. Haben wir dann auch gemacht und vorher auch den beiden Schweizerinnen gesagt, dass wir noch mal los sind. Auf dem Hinweg sind wir im Zentrum im Bus sitzen geblieben. Erst als der Bus nach einer langen Runde durch die andere Seite der Stadt rund 30 Minuten später wieder im Zentrum war, sind wir ausgestiegen. Bis dahin ist er durch andere Viertel von Ushuaia gefahren, die wir noch nicht kannten. Einfach das unterwegs-sein hat gut getan, es war alles besser als in der Wohnung zu hocken.

Unser erster Weg in der Stadt führte zu dem Kaffe, bei dem es die leckere heiße Schokolade gab, aber auch die war diesmal nicht so dolle. Danach sind wir noch durch die Stadt gelaufen, am Wasser entlang haben wir noch zwei von der Crew getroffen. Irgendwann sind wir auch Colin aus Neuseeland, der auch auf dem Schiff war, getroffen. Die feuchten Augen haben verraten, dass es ihm auch nicht so gut geht. Als wir dann auf dem Weg zum Supermarkt waren standen die zwei Schweizer Mädel vor uns, die hatten uns geantwortet, was wir aber nicht mehr gesehen hatten und sind dann auf gut Glück los (das Zentrum von Ushuaia besteht im Wesentlichen aus 2 Straßen von so 2km Länge). Wir sind dann einfach in ein Kaffee gegangen und haben gut gegessen und etwas getrunken. Das hat uns richtig gut getan gehabt (Angela und Christina: solltet ihr das hier lesen: DANKE!)

Auf dem Rückweg mussten wir dann so 30 Minuten auf den Bus warten und, auch wenn es gemein klingt, unsere beiden Gastgeber waren zum Glück nicht da. Wir wollten denen eigentlich aus dem Weg gehen und anders herum war es gefühlt auch so. 

Am nächsten Tag, Sonntag 08.01., sind wir dann nach dem Frühstück wieder in die Stadt und waren kurz vor 11 Uhr am vereinbarten Treffpunkt am Hafen. Im Café vom Vortag tranken wir dann mit den drei anderen noch ein paar Kaffee. Um 13 Uhr ist Stefanie zu ihrem Flug aufgebrochen und wir sind wohl so halb 3 los und haben uns verabschiedet. Wir sind beim Bus mit Absicht in die falsche Richtung eingestiegen um noch ein wenig unterwegs zu sein.

Um 4 waren wir wieder zurück und haben erst einmal unsere Eltern angerufen. Das hat auch gut getan!

Danach wollten wir noch ein wenig laufen und sind im Wohnviertel schnell am Ende angekommen. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite der nahen Hauptstraße war auch nur ein Gewerbegebiet. Wir haben uns dann dazu entschlossen Olivia und Fuchur zu besuchen 🙂 Der ca. 3 km lange Hinweg war mit ein wenig Nieselregen und Sonnenschein bis auf eine Brücke voll mit Löchern noch ok. Beide Hunde waren zum Glück auch da, wo wir gehofft hatten! Und sie haben uns auch gleich erkannt. Das war ein richtig Highlight 🙂

Nach 15 Minuten sind wir dann los – durch strömenden Regen. Fuchur hat uns den ganzen weiten Weg zurück begleitet- auch wenn uns das nicht lieb war. Die Straße ist nicht so ein guter Platz..

Am nächsten und letzten vollen Tag in Ushuaia sind wir länger liegen geblieben und dann wieder mit dem Bus in die Stadt. Diesmal eine andere Linie – aber gleiches Spiel: erst einmal im Kreis fahren – für 30 Cent. Wir kennen jetzt wohl die meisten Straßen.

In einem Restaurant haben wir erst mal etwas gegessen und dann unsere Notebooks ausgepackt um ein paar Beiträge auf die Blogs zu bekommen. Das „wir sind nicht in der traurigen Wohnung“ tat wieder gut. Gegen 17 Uhr haben wir uns dann auf den Rückweg gemacht. Im Bus sitzen bleiben war diesmal nicht so clever – der Fahrer ist bis zum Depot am Ende der Stadt gefahren und hatte dann Schluss. Auf dem dann folgenden 20 Minuten hat der erste argentinische Kleintransporter-Fahrer einen Stinkefinger kassiert – null Rücksicht genommen.

Da unsere beiden Gastgeber zu Hause waren, haben wir uns in unserem Zimmer aufgehalten, Tetrapack-Wein (der hier echt ok ist) getrunken und Salamibrötchen gegessen. In der Salami war genug Fett, ein wenig Salz und es sah so aus, als wäre auch Pfeffer drin. War also „essbar“.

Am Dienstag klingelte dann um 6 Uhr der Wecker und 10 nach 7 haben wir uns auf dem Weg gemacht (für die Linienbusse gibt es keinen Fahrplan). Nach 10 Minuten warten ging es dann mit dem Linienbus zum Busparkplatz.

Vor uns lagen 12 Stunden Busfahrt aus dem Gnomenland (Gnom nach J. K. Rowling) zum Zwergeland – zurück nach Punta Arenas, Chile.

Und auch wenn 12 Stunden Busfahrt nicht so lustig sind: wir haben uns darauf gefreut. Weg aus der Tristes wieder nach Chile.

Drake Passage nach Ushuaia – Tag 86 bis 88 – 17. bis 19. Tag auf See

Ernest Shackleton, paraphrasing Robert Service’s poem ‘Call of the Wild’: “In memories we were rich. We had pierced the veneer of outside things. We had suffered, starved and triumphed, groveled yet grasped at glory, grown bigger in the bigness of the whole. We had seen God in his splendor, heard the text that nature renders. We had reached the naked soul of man…” 

Bericht von der Brücke:
Position (gegen 08:00 Uhr): 60“ 44’ S; 63“ 51,9’ W
Zurückgelegte Distanz seit Start: 2891 Meilen
Geschwindigkeit: 10,6 Knoten
Windgeschwindigkeit und Richtung: 25 Knoten Nordwest
Außentemperatur: 5 Grad C

Den vorletzte Tag unserer Antarktisreise und damit der erste Tag in der Drake-Passage zwischen Feuerland und der antarktischen Halbinsel haben wir für das Sortieren von Fotos genutzt. Ich bin auch endlich dem Buch (Sheckeltons Antarktis Expedition) aus der Bord-Bücherei fertig geworden. Der Seegang war ganz ordentlich und wir mussten beim Laufen aufpassen, nicht irgendwo dagegen zu fallen. Einen Teil des Tages haben wir auch im Club verbracht – wer weiß schon, wenn es wieder so „guten“ Kaffee gibt. Zum Mittag gab es Wiener Schnitzel. Die haben wir dann auch der Steffi empfohlen – einer Mitreisenden aus Deutschland. Am Abend hat sie gemeint, dass die gar nicht so gut sind und hat das auf unsere „Entzugserscheinungen“ geschoben. Das gleiche muss auch für den Kaffee gelten.. offenbar sind unsere Ansprüche schon gut nach unten gegangen. Vor dem Abendessen gab es noch eine Wohltätigkeitsauktion und die war relativ absurd. Das Geld ging an zwei Organisationen, den South Georgia Heritage Trust und einem Projekt, welches jedes Jahr die Pinguine in der verschiedenen Kolonien zählt um damit Rückschlüsse auf die Veränderung des Ökosystems zu ermöglichen (dafür werden u.a. Kameras in den Kolonien installiert, die regelmäßig ein Foto schießen). Zum Ersteigern gab es Gletscherwasser (also aufgetautes Eis – hatten wir gratis 😉 ), diverse Bilder zum Teil von der Crew gemalt oder „verschönert“ aber krass wurde es bei der Flagge vom Schiff bzw. eher vom Tourenanbieter Quark. Die Flagge hing bis zu diesem Zeitpunkt noch am Bug des Schiffes und war schon leicht ramponiert.. Und am Ende hat jemand diese Flagge für 5600 US-Dollar ersteigert… Für uns nicht verständlich. Die Patenschaft für eine ganze Pinguin-Kolonie für ein Jahr (inkl- T-Shirt und „Zertifikat“) hat nicht einmal 700 US Dollar eingebracht – hätten wir die Kohle gehabt, hätten wir darauf mitgeboten weil das in unserer Augen sinnvoller war als ein Fetzen Stoff.. Das beste an der Auktion für uns waren die drei Gläser Sekt auf Kosten des Hauses 😉

Woody und Fan
Woody und Fan

Der letzte richtige Seetag war dann eher ereignislos. Wir haben weiter die tausenden von Fotos sortiert und noch die Annehmlichkeiten unseres schwimmenden Hotels genossen. Außerdem waren wir auf einem Vortrag bzw. einer Infoveranstaltung zu den möglichen Trips in die Arktis, das hat Lust auf mehr gemacht 🙂 Am Nachmittag wurden wir dann noch informiert, wie am nächsten Tag der Checkout läuft – offenbar haben einige Menschen ihren Kopf nicht mit auf die Reise mitgenommen 😉 Dann haben wir noch die Gummistiefel zurückgegeben und es gab ein letztes Recap, welches wieder richtig gut gemacht war. Nur die Fotos, die den Fotowettbewerb gewonnen haben, waren nicht nach unserem Geschmack. In der Auswahl waren so viel krasse Naturfotos und z.B. die Kategorie Landschaft hat ein Foto von verrosteten Wal-Öl-Tanks gewonnen, ziemlich absurd. Das Reisevideo, was dann am späten Abend noch kam, war dafür um so besser. Das war eine schöne Zusammenfassung. Am Abend standen wir dann noch über 1 1/2 Stunden auf Deck und haben zugeschaut, wie das Land immer näher kam, ein echt komisches Gefühl nach so vielen Tagen auf See. Und es hat uns da schon ein wenig melancholisch gemacht.

Dennis und Fan
Dennis und Fan

Über Nacht fuhren wir durch den Beagle-Kanal wieder nach Ushuaia. Die Ocean Diamond wurde dort am Hafen gegen 06:00 Uhr vertaut.. Unser Reise war nach rund 3300 Seemeilen vorbei. Kurz nach 8 Uhr und dem letzten Frühstück an Board waren wir dann wieder auf dem Festland. Die meisten anderen Passagiere waren schon mit den Busses weggefahren (zum Flughafen usw.) und wir konnten uns in Ruhe von der Crew verabschieden.

Südliche Shetlandinseln – Whaler’s Bay & Half Moon Island – Tag 85 – 16. Tag auf See

Apsley Cherry-Garrard: “Exploration is the physical expression of the Intellectual Passion. And I tell you, if you have the desire for knowledge and the power to give it physical expression, go out and explore… If you march your Winter Journeys you will have your reward, so long as all you want is a penguin’s egg.”

Bericht von der Brücke:
Position (gegen 08:00 Uhr): 62“ 58,9’ S; 60“ 33,8’ W
Zurückgelegte Distanz seit Start: 2644 Meilen
Geschwindigkeit: 10,4 Knoten
Windgeschwindigkeit und Richtung: 15-20 Knoten Südwest
Außentemperatur: 2 Grad C

Während der Nacht sind wir wieder Nordwärts gefahren uns sind kurz vor 7 Uhr an Whaler’s Bay, Deception Island angekommen. Deception Island ist die Spitze eines Vulkans, der vor langer Zeit noch 2000 Meter hoch war und nun nur noch ca. 500 Meter hoch ist – der Vulkankegel ist Teil des Ozeans. Der Zugang zum Ozean ist sehr schmal, weshalb es direkt nach dem Weckruf 6:45 Uhr an Deck ging, um die Durchfahrt zu beobachten.

Ist aber alles gut gegangen. Um 9 Uhr sind wir dann „an Land“ gefahren, eine Art Aschestrand, mit den Überresten einer britischen Forschungsstation aus der „Britisch Antarcitc Survey“ und einer kleinen Walfang-Siedlung. Außerdem gab es eine Wanderung zu Neptuns Bellows – einer flachen Stelle im Vulkankegel. Halb Elf sind wir dann auf ein Zodiac (wir waren 10 Minuten früher an der Anlandestelle in der Hoffnung, Woody ist wieder der erste Fahrer, was er auch war 🙂 ) um wieder aus dem Vulkankegel rauszufahren. Es gab noch ein paar Pinguine und ein gesunkenes Schiff zu sehen, welches die Durchfahrt in den Vulkankegel nicht überstanden hatte. Nach einer Stunde war die Tour dann zu Ende und wir waren wieder auf dem Schiff.

Kurz nach 15 Uhr war dann das letzte Ziel der Rundfahrt erreicht, Half Moon Island, in der Moon Bay, ist eine 2 km lange Insel und Teil der Süd Shetland Inseln. Am südwestlichen Ende der Insel steht eine argentinische Forschungsstation. Wir wollten den letzten Ausflug nicht mit einem der langweilen Fahrer verbringen also warteten wir schon 15 Minuten bevor es los ging am Sammelpunkt im Schiff – das war nicht so angenehm – gekleidet für Wintertemperaturen im gut beheizten Bereich. Das erste Zodiac war dann aber nicht Woody sondern jemand anderes und wir sind nicht eingestiegen 😉 Beim zweiten Anlauf hat dann aber geklappt. Es ging an der Küste der Insel entlang und wurde auch noch mal ein wenig nass. Dennoch hatten wir wieder mega Glück. Als wir in die Bucht eingefahren sind, hatte es geschneit. Doch während der Zodiac-Fahrt klarte es auf und selbst die Sonne kam ein wenig raus und hat den Gletscher auf der gegenüber liegenden Insel angestrahlt. Zum Abschluss verbrachten wir dann noch ca. eine Stunde auf der Insel selbst und konnten dort ein wenig umherlaufen und noch ein paar Pinguine guggen 🙂 Nach dem Abendessen hat der Expeditionsleiter Shane in der Bar noch über sein Erlebnis erzählt, wie es war, meiner BBC Filmcrew auf einem Eisbrecher im Weddell-Meer für 6 Tage festzustecken. Klang nach einer krassen Erfahrung 🙂